Herrschende Substanzen.
sogleich in den Verdacht eines inneren Widerspruches
brächte, wollte sich jemand vorstellen, daß solch eine
herrschende Substanz Kräfte besitzen müsse, welche die
der beherrschten um ein Unendliches übertreffen. Aber
so ist es keineswegs. Denn setzen wir, in einem Raume
von endlicher Größe, z. B. in dem einer Kugel, befinde
sich (etwa im Mittelpunkte derselben) eine Substanz, die
in ihren Kräften jede der übrigen in einem endlichen Ver
hältnisse überragt, wie es z. B. wäre, wenn jede der letzteren
etwa nur halb so stark wäre als sie. Obgleich nun gar
nicht bezweifelt werden kann, daß die Gesamtwirkung dieser
unendlich vielen schwächeren Substanzen dort, wo sie zu
fällig sich in ihrer Tätigkeit vereinen (wie z. B. nach dem,
was wir bald hören werden, bei ihrem Bestreben zur An
näherung an einen Zentralkörper zu geschehen pflegt), die
Wirksamkeit der einen stärkeren unendlichemal überwiegt:
so kann und muß es doch andere Fälle geben, wo jene
Kräfte nicht eben nach demselben Ziele streben, nament
lich muß, wenn wir bloß jene Einwirkung jetzt ins Auge
fassen wollen, die eine jede der in dem Raume befindlichen
Substanzen für sich allein auf eine jede andere ausübt und
von ihr gegenseitig erfährt — in der Regel gesagt werden
können, daß dieses gegenseitige Einwirken auf Seite der
stärkeren Substanz in demselben Verhältnisse mit ihrer
Stärke das stärkere sei. In diesem Beispiele also wird die
Substanz, die wir als wenigstens doppelt so stark denn
jede ihrer benachbarten annehmen, auf jede derselben
wenigstens doppelt so stark einwirken, als diese auf sie
rückwirken. Und das nur ist es, was wir uns denken,
wenn wir sagen, daß sie die anderen beherrsche.
I
§ 62.
Allein, sagt vielleicht jemand, wenn sich die Sache nur
so verhält, dann muß man nicht bloß in einigen, sondern
in jedem, auch noch so kleinen Raume, ja in jedem be
liebigen Inbegriffe von Atomen einen herrschenden antreffen;