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Der Begriff des Kontinuums.
haben, so müssen beide ganz auseinander liegen, und es
muß somit Raum da sein noch für einen zwischen ihnen
liegenden Punkt; ja, weil von diesem mittleren im Vergleiche
zu jenen beiden das nämliche gilt, für eine unendliche Menge
von Punkten.
„Aber das alles ist“, wie man sagt, „nicht zu be
greifen!“ Allerdings läßt es sich nicht mit den Fingern
begreifen, allerdings auch nicht mit den Augen wahrnehmen;
wohl aber wird es erkannt durch den Verstand und erkannt
als etwas, das notwendig so und nicht anders sein kann,
so daß ein Widerspruch nur erst dann angenommen wird,
wenn man cs anders, wenn man es sich unrichtig vorstellt.
Doch man fährt fort: „Wie unbegreiflich ist es, sich in
der kleinsten Linie noch eine Anhäufung von unendlich
vielen Punkten, ja eine unendliche Menge solcher Anhäu
fungen von Punkten vorzustellen, wie man dies alles nach
der gewöhnlichen Lehre tun muß! Denn selbst die kleinste
Linie soll man ja noch in eine unendliche Menge anderer
Linien zerlegen können, indem man sie erst in zwei Hälften,
dann diese abermals in Hälften und so ohne Ende fort zer
legt!“ — Ich finde in dieser ganzen Gedankenverbindung
nichts Irriges und nichts Befremdendes, bis auf den einzigen
Ausdruck einer kleinsten Linie, den manche sich wohl
nur aus Mangel an Aufmerksamkeit entschlüpfen ließen,
weil es doch eine solche nicht gibt und geben kann, und
von derjenigen, die man hier eben betrachtet, geradezu
erklärt wird, daß sie in kleinere zerlegt werden könne.
Jede unendliche Menge, nicht die der Punkte in einer Linie
allein, läßt sich in Teile zerlegen, die selbst noch unend
liche Mengen enthalten, ja in unendlich viele solche Teile.
Denn bedeutet oo eine unendliche Menge, so sind auch
unendliche Mengen.
So liegt es in dem
OO OO OO
2 ’ 7’ 8”
Begriffe des Unendlichen.
„Wie aber“ (dürfte man, falls die bisherigen Erläute
rungen nach einer längeren Erwägung sich vielleicht doch
als befriedigend herausgestellt hätten, zuletzt sagen), „wie