Full text: Fiktionen in der Mathematik

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Zur Theorie der Fiktionen 
„emotionale Geltung“; auch damit ist Yolkelt nicht einig. 
Endlich ist in der dritten Gestalt des Logischen, der logischen 
„Urteilsnotwendigkeit“, worunter Maier das „Gefordertsein“ 
durch „transzendent Gegebenes“ versteht, nach J. Yolkelt auch 
nur der Schein einer sachlichen Grundlage für das 
Logische gewonnen 175 ). 
G. Frege 176 ) hat zu den hier erörterten Fragen in sehr klarer 
Weise Stellung genommen; ähnlich wie E. Husserl macht er 
gegen den sog. Psychologismus in der Logik Front. Das führt 
ihn zunächst zu scharfer Unterscheidung zwischen Für 
wahrhalten und Wahrsein; es kann etwas wahr sein, 
was von allen für falsch gehalten wird 177 ). Logische Gesetze 
sind nicht psychologische Gesetze des Fürwahrhaltens, son 
dern Gesetze des Wahrseins, Im Sinn von „wahr“ steckt keine 
Beziehung auf den Urteilenden. 
Für Frege ist also das Wahre etwas Objektives, vom Ur 
teilenden Unabhängiges, für die psychologischen Logiker aber 
nicht 178 ). Frege betont nun aber weiter: „Ich erkenne ein Gebiet 
des Objektiven, Nichtwirklichen an, während die 
psychologischen Logiker das Nichtwirkliche ohne weiteres für 
subjektiv halten. Und doch ist gar nicht einzusehen, warum 
das, was einen vom Urteilenden unabhängigen Bestand hat, 
wirklich sein, d. h. doch wohl, fähig sein müsse, unmittelbar 
oder mittelbar auf die Sinne zu wirken..,“ 
Sehr bemerkenswert ist der Vorwurf Freges, den er in dem 
Satz ausspricht: „Weil die psychologischen Logiker die Mög 
lichkeit des objektiven Nichtwirklichen verkennen, halten sie 
die Begriffe für Vorstellungen und weisen sie damit der Psy 
chologie zu.“ Er meint, dies führe zu einem schwankenden 
Gebrauch des Wortes „Vorstellung“, der Unklarheit bewirke 
und so die Schwäche der psychologischen Logiker verbergen 
helfe. Alles münde dann schließlich in den Idealismus und bei 
größter Folgerichtigkeit in den Solipsismus ein. Um zu zeigen^ 
wie die psychologischen Logiker das objektive Unwirkliche 
mit dem Subjektiven vermengen, zitiert Frege eine Stelle aus 
der Logik von B. Erdmann; „So belehrt die Psychologie mit
	        
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