Fiktionen in der Mathematik
Systeme vor den andern auszuzeichnen ist, oder ob sie alle als
gleichwertig zu behandeln sind.
Für die Vergleichung der verschiedenen geometrischen
Systeme werden in neuerer Zeit hauptsächlich zwei Gesichts
punkte herangezogen, der topologische und der metri
sche. Man fragt also, ob die betreffende Raummannigfaltig
keit offen oder geschlossen ist und welche Zusammenhangs
verhältnisse sie aufweist, daneben, welches Krümmungsmaß
ihr zukommt. So ist dann die euklidische Raumform als offen,
vom Typus der Ebene und durch das Krümmungsmaß 0
charakterisiert.
Hier ziehen wir zum Vergleich der verschiedenen geometri
schen Systeme das Klassifikationsprinzip von F. Klein heran.
Nach diesem sind die verschiedenen Geometrien durch die
ihnen zugrunde liegenden Transformationsgruppen charak
terisiert.
Der Begriff Geometrie läßt sich nach F. Klein auf zwei ver
schiedene Arten festlegen;
1. Untersuchungen über beliebig ausgedehnte Mannigfaltig
keiten; das räumliche Bild ist für sie unwesentlich; Anschau
ung bedeutet nur Veranschaulichung des rein mathematischen
Inhalts der durchgeführten Betrachtungen.
2. Geometrie, die bezweckt, räumliche Figuren nach ihrer
vollen gestaltlichen Wirklichkeit aufzufassen und die für sie
geltenden Beziehungen als evidente Folgen der Grundsätze
räumlicher Anschauung zu verstehen. Das Modell ist hier
nicht Mittel zum Zweck, sondern die Sache selbst.
Es ist klar, daß es sich bei der zweiten Art von Geometrie
um angewandte Mathematik handelt, um etwas, was Pasch
den Naturwissenschaften zurechnen will. Wenn wir aber von
Klassifikation geometrischer Systeme reden, kann es sich nur
um Geometrie im ersten Sinn handeln, also um eine Disziplin
der reinen Mathematik,
Zunächst haben wir einige Grundbegriffe klarzustellen:
Wenn n Veränderliche x±, x 2 ,... x n gegeben sind, so kon
stituieren die oo n Wertsysteme, die man erhält, wenn man
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