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natürlichen Zahlen
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so wird man vom mathematischen Standpunkt aus darunter
verstehen, daß sie sich auf ein bestimmtes Axiomensystem
gründen lassen und außer den darin festgelegten Voraus
setzungen keine anderen Annahmen zu ihrer Ableitung er
fordern. Jeder Satz aber, zu dessen Begründung das vor
gelegte Axiomensystem nicht ausreicht, muß als synthetisch
bezeichnet werden. An ein solches Axiomensystem werden
dabei folgende Forderungen gestellt:
a) Es muß vollständig sein, d. h. es darf nicht Vorkommen,
daß an irgendeiner Stelle des darauf gegründeten Lehr
gebäudes andere Beweisgründe herangezogen werden müssen
als die in den Axiomen enthaltenen,
b) Es muß in sich widerspruchslos sein, d. h. wie weit wir
auch in der Ableitung von neuen Sätzen fortschreiten mögen,
darf nie ein Satz herauskommen, der im Widerspruch mit
irgendeinem der gegebenen oder abgeleiteten Sätze steht.
c) Das System soll irreduzibel sein, d. h. es soll nicht mög
lich sein, eines der Axiome auf eines oder mehrere der übrigen
zurückzuführen. Diese Forderung ist eigentlich nur eine solche
logischer Reinheit; kann aber insofern von Bedeutung werden,
als in einem solchen überbestimmten System ein fälschlicher
weise für ein Axiom, also für ein notwendiges konstitutives
Merkmal gehaltener Satz, weggelassen werden könnte, ohne
daß sich am ganzen System etwas ändern würde. Die Frage,
ob Heymans den vorstehenden Forderungen entsprechend die
Grundlagen der Arithmetik untersucht habe, wird man ver
neinen müssen.
Hinsichtlich der Axiome selbst bedeutet die Bezeichnung
„analytisch“, daß sie ohne Hinzuziehung alogischer Elemente,
etwa empirischer oder reiner Anschauung, nur aus den Be
griffen und Gesetzen der reinen Logik begründbar seien.
Wenn man daher voraussetzt, daß auch die Logik axiomatisch
aufgebaut werden kann, so stimmt diese Festsetzung wieder
mit der für abgeleitete Sätze überein, nur daß das Axiomen
system das der Logik ist.