Die
natürlichen Zahlen
Betsch.
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Nach seiner Meinung steht die Reihe der natürlichen Zahlen
nicht am Anfang der ganzen mathematischen Wissenschaft,
sondern in der Mitte zwischen zwei nach entgegengesetzten
Richtungen laufenden Forschungsgebieten. Von diesen schreitet
das eine von den ganzen Zahlen zu den Brüchen, zu reellen
und komplexen Zahlen, von den arithmetischen Operationen
zur Differentiation und Integration konstruktiv weiter zu
immer größerer Komplikation der Begriffsbildung. Das andere
kommt analytisch vorgehend zu immer größerer Abstraktion
und logischer Einfachheit; man faßt diese Forschungen unter
dem Namen „mathematische Philosophie“ zusammen.
Nach der Zurückführung der gesamten reinen Mathematik
auf die Theorie der natürlichen Zahlen war die nächste Auf
gabe der logischen Analyse, diese Theorie auf die geringste
Zahl von Voraussetzungen zurückzuführen; diese Arbeit hat
nach Russells Ansicht P e a n o geleistet. Er führte die ganze
Theorie der natürlichen Zahlen auf drei Grundbegriffe und
fünf Grundsätze zurück, außer denen nur noch die Sätze der
reinen Logik Verwendung finden sollen. Die Grundbegriffe
Peanos sind: Null, Zahl, Nachfolger; seine Grundsätze lauten:
1. 0 ist eine Zahl,
2. Der Nachfolger irgendeiner Zahl ist eine Zahl.
3. Es gibt nicht zwei Zahlen mit demselben Nachfolger.
4. 0 ist nicht der Nachfolger irgendeiner Zahl.
5. Jede Eigenschaft der 0, die auch der Nachfolger jeder
Zahl mit dieser Eigenschaft besitzt, kommt allen Zahlen
zu 388 ).
Peano und Padoa haben nachgewiesen, daß diese fünf
Axiome unabhängig sind und bei dem gegebenen System von
Grundbegriffen sämtlich notwendig, aber auch hinreichend
zur Begründung der Arithmetik. Aber schon Padoa ging
daran, das System Peanos zu vereinfachen; er ersetzte es
durch ein System, in dem nur noch „Zahl“ und „Nachfolger“
als Grundbegriffe auftreten.
B. Russell betrachtet Peanos Behandlung auch nicht für
endgültig. Einmal habe sie den Mangel, daß die drei Grund