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Andererseits begründet die Möglichkeit der Zusammen
fassung irgendeiner Vielheit gegebener Einheiten zu einer
neuen Einheit die Möglichkeit verschiedener Zählungen in
einer zweiten Art: verschieden nach der Einheit, mit der ge
zählt wird. Darauf beruht die andere Grundart von Opera
tionen, die „metrischen“, Multiplikation und Division.
Natorp spricht 402 ) von drei in der Zahl jederzeit eingeschlos
senen Momenten: „der zunächst unterschiedslosen Setzung
von einem und wieder einem usw., der Gliederung nach
Grund- und Gegenglied und endlich der Zusammensetzung.“
So behalte die Einzigkeit der Zahl ihren strengen Sinn, und
bestehe doch die Möglichkeit immer neuer Zählungen, „nicht
je nachdem zählbare Gegenstände gegeben oder denkbar
sind, sondern an und für sich nach den eigenen Gesetzen der
Zahl. Hierbei hat die Möglichkeit nicht bloß den Sinn der Zu
lässigkeit zufolge der Widerspruchslosigkeit; sondern es gibt
(im mathematischen Sinn des Existierens) alle diese unend
lichen Zählungen...“
„Die Rechenoperationen sind nichts als die Entwicklungen
dieser unendlichen existierenden Zählungen und Relationen
unter solchen. Also reden sie alle von seienden Relationen,
aber indem sie diese von den einfachsten an Stufe um Stufe
entwickeln.“
Es erübrigt sich, auf alle Einzelheiten in Natorps Ableitung
der Rechenoperationen einzugehen, da sie leicht aus der Auf
stellung seiner Grundreihe hervorgehen. Nur hinsichtlich der
Multiplikation und Division seien einige Punkte hervor
gehoben.
Die Auffassung der Multiplikation als einer abgekürzten
Addition verwirft Natorp; es handelt sich hier nach seiner
Auffassung vielmehr um eine neue Funktion der Zahl; „es
werden Zählungen gezählt“, der Sinn der zu zählenden Ein
heit wird relativiert. Natorp unterscheidet die Zahl als Zählen
des und als Gezähltes; indem irgendeine Vielheit aus den
ursprünglichen Einheiten wieder die Funktion der Einheit
übernimmt, wird die Einheit als Gezähltes relativ, wie die Ein