typische; symbolische, juristische, personifikative, summatori
sche und heuristische Fiktionen) handelt es sich nur um Ab
weichung von der Wirklichkeit in geringerem oder stärkerem
Grad; sie lassen sich auf Abstraktionen und Analogien, die
beiden Hauptmomente bei der Bildung von Fiktionen, redu
zieren. Bei einer zweiten Gruppe handelt es sich um An
nahmen, die außerdem Widersprüche in sich enthalten (prak
tische Fiktionen, mathematische Fiktionen usw.). Die erste
Gruppe nennt Vaihinger Semifiktionen, die zweite da
gegen echte Fiktionen. Während die Semifiktion nur
eine fiktive Anwendung der gewöhnlichen „,Apperzeption' ist,
beruht die eigentliche Fiktion auf einer eigenen Apperzeptions
form, die man die fingierende nennen kann“ 15 ).
Wie läßt sich nun der Fiktionsbegriff genauer festlegen?
H. Vaihinger sagt: „In bezug auf das Wort,Fiktion' herrscht
ein wirrer und zuchtloser Sprachgebrauch, selbst Logiker ge
brauchen es in verschiedenen Bedeutungen, ohne sich der
Mühe zu unterziehen, das Wort zu definieren und seine ver
schiedenen Bedeutungen zu scheiden“ 16 ). Das ist heute noch
nicht viel besser trotz der umfangreichen Untersuchung Vai-
hingers und der vielen Einzelaufsätze anderer Autoren über
Fiktionen.
Welche Bedeutungen des Wortes Fiktion stellt nun Vaihin-
ger fest? 1. „Fictio heißt zunächst die Tätigkeit des fingere,
also des Bildens, Formens usw.; das sich Verstellen, Denken,
Einbilden, Annehmen, Entwerfen, Ersinnen, Erfinden“ 17 ).
2. Es bezeichnet auch das Produkt dieser Tätigkeiten, die fin
gierte Annahme, — den erdichteten Fall. Das freigestaltende
Moment ist dabei das am meisten hervortretende Merkmal.
Bei diesen Produkten des Fingierens wird wieder geschieden in
a) die eigentlichen wissenschaftlichenFiktionen
und
b) die mythologischen, ästhetischen . . Erdichtungen, die
Figmente genannt werden.
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