Fiktionen in der Mathematik
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samtheit aller endlichen Kardinalzahlen ist das nächstliegende
Beispiel einer transfiniten Menge, ihre Kardinalzahl ist N 0 ;
diese ist zugleich die kleinste transfinite Kardinalzahl.
Von diesen transfiniten Mengen gelten nun folgende grund
legende Sätze:
A. Jede transfinite Menge T hat Teilmengen mit der Kar
dinalzahl fc 0 .
B. Ist S eine transfinite Menge mit der Kardinalzahl ^ o ,
Si irgendeine transfinite Teilmenge von S, so ist auch
W 1 = fco-
C. Jede endliche Menge E ist so beschaffen, daß sie mit
keiner von ihren Teilmengen äquivalent ist.
D. Jede transfinite Menge T ist so beschaffen, daß sie Teil
mengen Ti hat, die ihr äquivalent sind.
Die Sätze C und D zeigen nach Cantor die wesentliche Ver
schiedenheit der endlichen und der transfiniten Mengen am
deutlichsten.
G. Cantor wirft nun die Frage nach höheren Kardinal
zahlen auf und zeigt, daß auch die transfiniten Kardinal
zahlen sich nach ihrer Größe ordnen lassen und wie die end
lichen, nur in erweitertem Sinn, eine „wohlgeordnete
Menge“ bilden. Zu jeder transfiniten Kardinalzahl a gibt es
nach Cantor eine nach einheitlichem Gesetz aus ihr hervor
gehende nächstgrößere usw.
Um dies zu beweisen, wendet er sich der Theorie der
Ordnungstypen zu. Hier sind es vor allem wieder die
transfiniten Ordnungstypen, denen Cantor Be
achtung schenkt, da ihm die Ordnungstypen endlicher einfach
geordneter Mengen nichts Besonderes bieten. Während für
eine endliche Kardinalzahl alle einfach geordneten Mengen
einander ähnlich sind, also denselben Ordnungstypus haben,
gibt es zu einer und derselben transfiniten Kardinalzahl un
zählig viele verschiedene Typen einfach geordneter Mengen,
die in ihrer Gesamtheit eine besondere Typenklasse kon
stituieren.