Fiktionen in der M athematik
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Logistik nicht nur unfruchtbar, sondern erzeugt überdies die
Antinomien.
Der Glaube an das Aktual-Unendliche hat diese nichtprädi
kativen Definitionen entstehen lassen; das Aktual-Un
endliche gibt es aber nicht, das haben die
Cantorianer vergessen und dadurch gerieten sie in
Widersprüche. Auch die Logistiker haben diesen Satz ver
gessen. Für die Russellsche Logistik ist dieser Glaube an das
Aktual-Unendliche ebenfalls wesentlich, dadurch unterscheidet
sie sich von der Hilbertschen. Während sich Hilbert auf den
Standpunkt der Erweiterung stellt, um den Cantorschen Anti
nomien zu entgehen, stellt sich Russell auf den der Umfassung
und postuliert das Unendliche vor dem Endlichen.
Mit dieser Logik des Unendlichen setzt sich Poincare noch
weiter auseinander. Er sucht zunächst die notwendigen
Eigenschaften einer Klassifikation und stellt
zwei Fragen:
1. Können die gewöhnlichen Gesetze der Logik ohne Ab
änderung angewendet werden, um Betrachtungen über Men
gen anzustellen, die eine unbegrenzte Zahl von Gegenständen
enthalten?
2. Kommen die Widersprüche von unrichtiger Anwendung
der logischen Gesetze, oder hört die Geltung der Gesetze auf,
wenn es sich um Mengen mit unendlich vielen Individuen
handelt?
Dann meint Poincare; Die formale Logik ist das Studium
der allen Klassifikationen gemeinsamen Eigenschaften; die
verwendete Klassifikation muß dabei unver
änderlich sein. Läßt man diese Bedingung außer acht,
so kommt man auf Widersprüche.
Bei den Einteilungen der Elemente unendlich großer Men
gen kann man zwei Arten unterscheiden:
Wohlbestimmte Einteilungen, die durch Ein
führung neuer Elemente nicht umgestoßen werden.
Nicht wohlbestimmte Einteilungen, die bei
Einführung neuer Elemente eine Umarbeitung des Ganzen