Full text: Fiktionen in der Mathematik

Grundlagen der Vaihing ersehen Fiktionslehre 
B etsch. 
4 
49 
Urteilen überhaupt ist nicht dasselbe; eidetische Erkenntnis 
hat nicht in allen ihren Sätzen Wesen zu „Gegenständen — 
worüber“; Wesen können intuitiv bewußt sein, ohne daß sie 
zu „Gegenständen — worüber“ werden. Es ist deshalb zu 
unterscheiden Urteilen über Wesen und Urteilen über In 
dividuelles, aber rein als Einzelheit der Wesen im Modus des 
Überhaupt 120 ); so urteilt man in der Geometrie nicht über das 
Eidos Gerade, Winkel,..., sondern über Gerade, Winkel über 
haupt „als solche“. Solche universellen Urteile haben den 
Charakter der Wesens allgemeinheit, der reinen oder stren 
gen, schlechthin unbedingten Allgemeinheit. 
Wesens allgemeinheit und Wesensnotwendigkeit aber sind 
Korrelate; ein Urteilsbewußtsein, in dem ein Sachverhalt als 
Besonderung einer eidetischen Allgemeinheit bewußt ist, heißt 
ein apodiktisches; das Urteil selbst, der Satz, apodiktische 
Folge des allgemeinen, auf den er bezogen ist. 
Wichtig ist nun die Verbindung des eidetischen Urteilens 
über Individuelles überhaupt mit Daseinssetzung von Indi 
viduellem. Die Wesens allgemeinheit wird auf ein als daseiend 
gesetztes Individuelles übertragen, so bei den Anwendungen 
geometrischer Wahrheiten auf Fälle der Natur. Der als wirk 
lich gesetzte Sachverhalt ist dann Tatsache, sofern er indi 
vidueller Wirklichkeitsverhalt ist; er ist aber eidetische Not 
wendigkeit, sofern er Vereinzelung einer Wesensallgemeinheit 
ist. Das zwingt zur Unterscheidung zwischen der unbeschränk 
ten Allgemeinheit der Naturgesetze und der Wesensallgemein 
heit. 
Der Zusammenhang von individuellem Gegenstand und 
Wesen begründet eine entsprechende Aufeinanderbeziehung 
von Tatsachenwissenschaft und Wesenswissenschaft. Es gibt 
aber auch reine Wesenswissenschaften, wie reine 
Logik und reine Mathematik: „Sie sind durchaus, nach allen 
ihren Denkschritten, rein von Tatsachensetzungen; in ihnen 
kann keine Erfahrung als Erfahrung, d, i. als Wirklichkeit, 
als Dasein erfassendes bzw. setzendes Bewußtsein, die Funk 
tion der Begründung übernehmen“ 121 ). Der Naturforscher, der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.