Zur Theorie der Fiktionen
Eigensein habe und das in seinem absoluten Eigenwesen von
dieser phänomenologischen Ausschaltung nicht betroffen
werde, als phänomenologisches Residuum zurück
bleibe; als eine prinzipiell eigenartige Seinsregion, die das
Feld einer neuen Wissenschaft, der Phänomenologie, werden
könne. Um dies aufzuweisen, wendet er sich der Charakteri
sierung des Bewußtseins, speziell des Bewußtseinserlebnisses
überhaupt zu.
Die angestellten Überlegungen zeigen ihm, daß das Ding
transzendent gegenüber seiner Wahrnehmung ist: es ist
nicht als reelles Bestandstück des Bewußtseins zu finden, viel
mehr ergibt sich eidetisch einsichtig, daß- das Ding in schlecht
hin unbedingter Allgemeinheit in keiner möglichen Wahr
nehmung, in keinem möglichen Bewußtsein überhaupt, als
reell immanentes gegeben sein kann. Damit ist ein grund-
wesentlicher Unterschied zwischen Sein als Erlebnis
und Sein als Ding aufgezeigt. Zum Ding als solchem, zu
jeder Realität im echten Sinn, „gehört wesensmäßig und
ganz prinzipiell die Unfähigkeit, immanent wahrnehmbar und
somit überhaupt im Erlebniszusammenhang vorfindlich zu
sein. So heißt das Ding selbst und schlechthin transzen
dent“ 126 ). Darin bekundet sich der prinzipielle Unterschied der
Seinsweisen, der zwischen Bewußtsein und Realität,
Dazu kommt ein prinzipieller Unterschied der Gegebenheits
art: Das Ding nehmen wir dadurch wahr, daß es sich „ab
schattet“; ein Erlebnis schattet sich nicht ab. Zur Dingwahr
nehmung gehört ferner als Wesensnotwendigkeit eine gewisse
Inadäquatheit, es ist notwendig in bloßen „Erschei
nungsweisen“ gegeben; das Erlebnis stellt sich nicht dar. Die
Erlebniswahrnehmung ist schlichtes Erschauen von etwas,
das in der Wahrnehmung als „Absolutes“ gegeben ist.
Zur Seinsart des Erlebnisses gehört, in der Weise der
Reflexion prinzipiell wahrnehmbar zu sein. Prinzipiell wahr
nehmbar ist auch das Ding, aber nicht so, daß ein Blick
schlichter Beachtung sich darauf richten könnte; es müssen
vielmehr motivierte Wahrnehmungsreihen von aktuellen
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