Die systematischen Brüche.
§ 1. Definition und Schreibweise der systematischen Brüche.
Ein besonderes Interesse und eine besondere Behandlung ver
dienen diejenigen Brüche, deren Zähler eine systematische ganze Zahl
(vgl. Kap. I, § 10) und deren Nenner eine Potenz der Grundzahl des
Systems ist, also die Brüche von der Form
~f~ a n-i9 fl 1 4~ • • • 4~ a i 9 + a o
9 V ~9 V ’
wo a x < g für k — 0, 1, .. . g.
Solche Brüche nennt man systematische, und wenn speziell g= 10,
Dezimalbrüche. 1 * * * * * * )
1) Da die meisten Entwicklungen sich nahezu ebenso einfach für ein be
liebiges g wie für g = 10 gestalten, lassen wir im allgemeinen g unbestimmt und
werden nur bei Heranziehung von Beispielen den Fall g— 10 vornehmlich be
rücksichtigen. Lange Zeit hindurch hat man auch tatsächlich systematische
Brüche verwendet, bei denen g nicht gleich 10 w r ar. Die Babylonier legten dem
systematischen Aufbau zunächst der ganzen Zahlen die Basis g — 60 zugrunde
(vgl. S. 5, Anm. 1). Sie hatten besondere Wörter für 60 (soss) und für 60 8 (sar)
und bildeten dann dementsprechend auch Unterabteilungen der Einheit mit
diesen Nennern. Etwa um 180 v. Chr. fanden diese Sexagesimalbrüche Eingang
in die griechische Wissenschaft, und die arabischen und christlichen Gelehrten
bedienten sich derselben, namentlich für astronomische Rechnungen, während
des ganzen Mittelalters, also in einer Zeit, wo 10 längst die Grundzahl des
Systems der ganzen Zahlen geworden war. Daß eine solche Inkonsequenz un
zweckmäßig sein mußte, ist klar. Nichtsdestoweniger dauerte es außerordentlich
lange, bis der gänzliche Übergang von der sexagesimalen zur dezimalen Teilung
vollzogen war. Noch im 15. Jahrhundert finden wir vielfach eine Vermischung
beider Prinzipien, und erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts wenden sich der
Franzose François Viète in seinem Canon mathematicus (1579), der Holländer
Simon Stevin in seiner Schrift La Disme (1585) und der Deutschschweizer
Joost Bürgi in seiner Arithmetica (1592) entschieden und endgültig den Dezimal
brüchen zu. Die Schreibweise derselben kommt bei diesen Autoren der jetzt
üblichen schon ziemlich nahe. Ausführlicheres hierüber siehe bei Cantor, Vor
lesungen II, S. 583, S. 615—617 und bei J. Tropfke, Geschichte der Elementar
mathematik I, S. 86—93. Die schon von Simon Stevin als Konsequenz des
dekadischen Zahlensystems geforderte dezimale Teilung der Maße, Münzen und
Gewichte wurde zuerst in Frankreich (durch Dekret vom 24. Juli 1799) eingeführt.
Nachdem einige andere Länder sich diesem Maßsystem schon früher angeschlossen