§ 5 A. Geschichtliches über den Ursprung der Logarithmen. 237
bis hin zu einem Gliede, das gleich der Hälfte des Anfangsgliedes ist,
hätte eine außerordentliche Arbeit erfordert (nämlich die Berechnung
von etwa 6 900 000 Gliedern). Neper hat deshalb einen Weg ein
geschlagen (mitgeteilt in der „Constructio“, siehe Anm. auf vor. Seite),
der scheinbar komplizierter ist als Bürgis Methode, in Wirklichkeit
aber die Ausführung der Arbeit nicht nur erleichterte, sondern über
haupt erst möglich machte. Er berechnete nämlich von der ursprüng
lichen Reihe nur 101 Glieder, bildete dann eine zweite geometrische
Reihe, deren Anfangsglied dasselbe war wie das der ersten, deren
zweites Glied aber (wenigstens nahezu) mit dem 101 ten Gliede der
ersten Reihe übereinstimmte. Yon dieser zweiten Reihe berechnete
«r 51 Glieder und ging dann in ähnlicher Weise zu einer dritten und
nach Berechnung von 21 Gliedern derselben endlich zu einer vierten
Reihe über, in welcher der Quotient zweier benachbarten Glieder
^1—ist und deren 70 tes Glied etwa gleich der Hälfte von 10 7
wird. Die uns fremdartig anmutende Einrichtung, daß, während die
Glieder der arithmetischen Reihe wachsen, die der geometrischen ab
nehmen, so daß gerade den Zahlen, die kleiner als das Anfangsglied
sind, positive Logarithmen entsprechen, hatte seinen Grund darin, daß
Neper die Tabellen vornehmlich für trigonometrische Zwecke ver
wandte und als Logarithmen der Sinus und Kosinus positive Zahlen
haben wollte.
Bald nach dem Erscheinen der Descriptio trat zu John Neper
in Beziehung sein Landsmann Henry Briggs, welcher von der neuen
Erfindung entzückt war. Den gemeinsamen Beratungen beider ent
sprang der Gedanke, die Reihen so abzuändern, daß der Zahl 10 der
geometrischen Reihe die Zahl 1 der arithmetischen entspricht. 1 ) Neper
starb bald nach der Zusammenkunft, und so berechnete Briggs allein
die neuen Tafeln. Im Jahre 1617 gab er die Logarithmorum Chilias
prima heraus, welche die Logarithmen der Zahlen 1 bis 1000 für die
Basis 10 auf 8 Dezimalen enthält. 1624 folgte seine Arithmetica
logarithmica mit den Logarithmen der Zahlen 1 bis 20 000 und von
90 000 bis 100 000 auf 14 Stellen. Während Briggs noch damit
beschäftigt war, die Lücke auszufüllen, hatte sich schon ein anderer,
nämlich der Holländer Adriaen Ylack, an die gleiche Arbeit ge
macht; er veröffentlichte 1628 die lOstelligen Logarithmen aller Zahlen
von 1 bis 100000.
1) In der Vorrede der von Edward Wright besorgten englischen Über
setzung der Descriptio sagt Neper schon, er beabsichtige, alle seine Logarithmen
durch eine bestimmte Zahl, nämlich 2,3025851, zu dividieren. Er wäre dann zu
einem System gelangt, in welchem zur Zahl der Logarithmus 1 gehörte.