270 V- Kapitel. Bechenoperationen im Bereiche der rationalen Zahlen.
II. D’Alembert bat behauptet, daß, wenn man eine Münze zwei
mal in die Höbe werfe und fallen lasse, die Wahrscheinlichkeit, daß
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mindestens einmal die Schrift oben liege, -- sei. Er schließt nämlich
so: entweder fällt schon beim ersten Wurf die Schrift nach oben,
dann ist das Spiel entschieden, oder man erhält zuerst Kopf und dann
Schrift oder endlich beidemal Kopf. Es seien also im ganzen drei
Fälle möglich und darunter zwei günstig, also betrage die Wahr-
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scheinlichkeit — • Diese Schlußweise ist falsch. Als gleich möglich
sind vielmehr (wie man ohne weiteres erkennt, wenn man, statt eine
Münze zweimal, gleichzeitig zwei Münzen wirft) die vier Zusammen
stellungen: Schrift, Schrift-, Schrift, Kopf; Kopf, Schrift; Kopf, Kopf
anzusehen, von denen drei günstig sind. Also beträgt die gesuchte
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Wahrscheinlichkeit - r ).
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Ist erst die Frage der Gleichmöglichkeit der Fälle entschieden,,
so kommt die Lösung einer Wahrscheinlichkeitsaufgabe auf eine ein
fache Abzählung der günstigen und der möglichen Fälle hinaus.
Sehr erleichtert wird dieses Abzählen häufig durch die Hilfsmittel
der Kombinatorik, und so erklärt es sich, daß diese beiden Disziplinen
sich Hand in Hand entwickelt haben. Auch wir gehen auf die Wahr
scheinlichkeitsrechnung im wesentlichen nur so weit ein, als sie eine
der wichtigsten und interessantesten Anwendungen der Kombinatorik
bildet. Von einfachen, mittels kombinatorischer Formeln zu lösenden
Wahrscheinlichkeitsaufgaben wollen wir nur noch ein Beispiel be
handeln :
Eine Urne möge a weiße und h schwarze Kugeln enthalten.
Man greift k Kugeln heraus. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit,
daß sich unter diesen a weiße und ß schwarze befinden?
(cc -f- ß = k, a < a, ß < 6).
Lösung: Aus einer Menge von (a -f- h) Kugeln lassen sich k auf so
viele Arten herausnehmen, wie es Kombinationen ohne Wiederholung von
(a -f- h) Elementen zur k ten Klasse gibt, also m = ^ • Gruppen von cc
weißen Kugeln gibt es ( a V Gruppen von ß schwarzen Kugeln ( ^ •
en von cc
m von
a ]
Da nun jede Zusammenstellung einer Gruppe der ersten Art mit
einer Gruppe der zweiten Art für unsern Zweck günstig ist, wird
also w =
1) Auf diese Aufgabe kommen wir noch mehrfach zurück.