§ 7 C, IV. Zusammengesetzte Wahrscheinlichkeitsauf'gaben.
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IY. Beispiele. Die Sätze über die totale und die zusammen
gesetzte Wahrscheinlichkeit dienen zur Lösung komplizierterer Auf
gaben; ihre Anwendung erfordert allerdings oft vorsichtiges Nach
denken.
1. Die schon mehrfach behandelte D’Alembert sehe Münz
aufgabe: „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, beim zweimaligen
Werfen einer Münze mindestens einmal Schrift zu erzielen?“ können
wir jetzt auch folgendermaßen lösen: Der Erfolg tritt ein entweder, wenn
man schon beim ersten Wurf Schrift erhält ^Wahrscheinlichkeit —j,
oder wenn beim ersten Wurf Kopf, beim zweiten Schrift erscheint
^zusammengesetzte Wahrscheinlichkeit ^ • Nach dem Satze
von der totalen Wahrscheinlichkeit ist also die gewünschte Wahr-
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scheinlichkeit — 4- — = -r •
“ 4 4
2. Eine Urne A enthalte a Kugeln, darunter a weiße; eine
zweite, B, enthalte h Kugeln, darunter ß weiße. Wie groß ist die
Wahrscheinlichkeit, daß, wenn man blindlings aus einer der beiden
Urnen eine Kugel herausnimmt, diese weiß ist?
Lösung: Die Wahrscheinlichkeit, aus A eine weiße Kugel zu
• • CC • • t ß •
ziehen, ist --, die, aus JB eine weiße Kugel zu ziehen, ~; die ver
langte Wahrscheinlichkeit ist nun nicht etwa gleich der Summe
d ß » m •
— -f- ~, die ja bei passenden Werten von a, h, a, ß auch größer als
1 sein könnte. Man muß vielmehr bedenken, daß die Wahrscheinlich
keit, aus A eine weiße Kugel zu ziehen, ein zusammengesetztes Ereignis
ist; die Wahrscheinlichkeit, die Urne A zu wählen, beträgt — und
die Wahrscheinlichkeit, aus A eine weiße Kugel zu ziehen, ~ , also
• • • • » 1 CC
ist die zusammengesetzte Wahrscheinlichkeit — • —; ebenso erhält man
für die Wahrscheinlichkeit, die Urne JB zu wählen und aus ihr eine
weiße Kugel zu ziehen, das Produkt ^ • Nach dem Satze von der
totalen Wahrscheinlichkeit findet man dann für die in der Aufgabe
gewünschte Wahrscheinlichkeit w die Summe ~ -f- ^ • Denkt
man sich die (a -f- h) Kugeln in einer Urne C vereinigt, so ist die
Wahrscheinlichkeit, aus C eine weiße Kugel zu ziehen, w = a ~!~-v • Im
a -)- b
allgemeinen, d. h. bei beliebigen Werten von a, a, &, ß, stimmen w
und w nicht überein. Die Ursache dieser Verschiedenheit liegt darin,
daß, solange die Kugeln auf die beiden Urnen A und JB verteilt sind,
es unabhängig von den Werten von a und & gleich wahrscheinlich