278 V- Kapitel. Bechenoperationen im Bereiche der rationalen Zahlen.
ist, eine der .J-Kugeln oder eine der .B-Kugeln zu greifen. Nach der
Vereinigung der Kugeln in einer Urne beträgt aber die Wahrschein
lichkeit, eine J.-Kugel zu ziehen, a & ; die Wahrscheinlichkeit, daß
eine Kugel weiße Farbe hat, ist also die zusammengesetzte Wahr
scheinlichkeit, eine Ä-Kugel von weißer Farbe zu greifen, a _|_ ^ • — •
Ebenso ergibt sich für die Wahrscheinlichkeit, eine B-Kugel von
weißer Farbe zu ziehen, das Produkt —• -f- und endlich für die
’ a-\-h h
Wahrscheinlichkeit w', entweder eine A-Kugel von weißer Farbe oder
eine B- Kugel von weißer Farbe zu greifen, nach dem Satze C, I die
Summe **-v- • — -| • 4 = “ • Daß in den speziellen Fällen
a -f- b a a 6 b a-\-b r
a = 6 und — = die beiden Wahrscheinlichkeiten w und w einander
o o
gleich sind, ist leicht zu erkennen.
3. Von weiteren Aufgaben der Wahrscheinlichkeitsrechnung
wollen wir des historischen Interesses wegen nur noch das vielfach in
der Literatur behandelte „Teilungsproblem“ (französisch: problème des
partis, englisch; problem of points) erwähnen, dem die Wahrscheinlich
keitsrechnung ihren Ursprung verdankt. Ein Nichtmathematiker
de Me ré legte Pascal die folgende Aufgabe vor: „Von zwei Spielern,
deren Geschicklichkeit als gleich vorausgesetzt wird, soll derjenige den
ganzen Einsatz erhalten, der zuerst eine im voraus bestimmte Anzahl
(w) von Partien gewinnen würde. Aus irgend einem Grunde geben
sie aber das Spiel auf, nachdem der eine Spieler (n — cc), der andere
(n — ß) Partien gewonnen hat. Wie ist nun der Einsatz zu teilen?“
Pascal und Fermât lösten, wenigstens für spezielle Werte von a, ß,
die Aufgabe nach verschiedenen Methoden und wurden so die Be
gründer der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Später beschäftigten sich
mit dieser Aufgabe auch Hujgens und Jakob Bernoulli; deMoivre
verallgemeinerte sie, und Montfort (1708) löste sie zum ersten Male
allgemein. Lagrange und Laplace benutzten das Problem als
Beispiel für die Lösung von Wahrscheinlichkeitsaufgaben durch
Differenzengleichungen 1 ). Die Lösung der Aufgabe für kleine Werte
von a und ß ist nicht schwierig 2 ); die Behandlung des allgemeinen
1) Auf diese Methode können wir hier nicht eingehen, da wir uns auf die
elementaren, mit Hilfe der Kombinatorik zu erledigenden Teile der Wahrschein
lichkeitsrechnung beschränken.
2) Wenn z. B. a = l, ß = 2, dem ersten Spieler also nur eine, dem zweiten
Spieler noch zwei Partien an der geforderten Zahl fehlen, so könnte letzterer
bei Fortsetzung des Spiels nur dann den ganzen Einsatz erhalten, wenn er so-
wohl die nächste
Wahrscheinlichkeit
als
auch die übernächste Partie