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VI. Kapitel. Die irrationalen Zählen.
also gleich dem Quotienten ihrer Verhältniszahlen in bezug
auf irgend eine als Einheit gewählte Größe des Systems.
Mit Benutzung dieses Satzes läßt sich jetzt leicht zeigen, daß
(»3l, w33) = (3t, 33),
(35, 31) = 1: (3t, 33) usw.,
daß überhaupt die beiden Glieder eines Verhältnisses den
selben Gesetzen gehorchen wie Zähler und Nenner eines
Bruches, wodurch die für das Verhältnis sonst übliche Schreibweise
St: 33 oder ^ erst gerechtfertigt wird.
Aus der Gleichheit zweier Größenverhältnisse („Proportion“ ge
nannt)
(IX) (3t, 33) = (®, 2))
folgt nun auch unmittelbar die Gleichheit der beiden Zahlenquotienten
(3t, ®) : (SB, ®) = ((£, <S) : (®, ®)
oder
(X) a: ß = y : d
und umgekehrt, nach willkürlicher Wahl von (£ aus Gleichung (X)
auch Gleichung (IX).
Wegen der Äquivalenz dieser beiden Gleichungen ergehen sich
die Sätze über Gleichungen zwischen Verhältnissen irgend welcher
Größen (Vertauschung der Innenglieder, der Außenglieder einer Pro
portion usw.), wie sie zuerst Euklid im fünften Buche seiner Ele
mente 1 ) entwickelt hat, jetzt sofort aus denselben Sätzen für die ent
1) Euklid gibt daselbst eine ausführliche Darstellung der Lehre von den
Verhältnissen, ohne aber eine wirkliche, mathematisch brauchbare Definition des
Begriffes „Verhältnis“ aufzustellen. Dagegen definiert er: Die beiden Verhältnisse
(81, @) und (85, (£') (wo 83, (£' zwar auch untereinander gleichartig sind, aber nicht
von derselben Art zu sein brauchen wie 8i, @) sollen einander gleich heißen,
wenn für alle positiven ganzen Zahlen p, q aus q%^p& auch g83^p®' folgt,
und (21, @) soll größer als (83, (£') genannt werden, wenn man wenigstens ein
Paar ganzer Zahlen p, q finden kann, für welche gleichzeitig g21^>jo@ und
g83 Ausschließlich auf Grund dieser Definitionen beweist Euklid im
sechsten Buche der Elemente in einfacher Weise und mit vollkommener Strenge
den Satz, daß zwei Dreiecke mit gleichen Höhen sich wie ihre Grundlinien ver
halten, woraus sich sofort der Lehrsatz von der Proportionalität der auf zwei
Strahlen durch parallele Linien gebildeten Abschnitte ergibt, auf welchem die
ganze Ähnlichkeitslehre einwandfrei aufgebaut werden kann. — Die Euklidi
schen Definitionen für die Gleichheit bezüglich Ungleichheit zweier Verhältnisse