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VII. Kapitel. Die komplexen Zahlen.
irrationalen Zahlen (ygl. Kap. II, § 4, Kap. IV, § 5 A und Kap. VI, § 4).
Es wird sich also nur um die Frage handeln können, ob es möglich
ist, ein Rechnungsverfahren zur Herleitung einer Zahl c aus zwei ge
gebenen Zahlen
(l CC± -(- CC 2 62 , h = /3] £?i -(- ß 2 62
aufzufinden, welches wir aus dem Grunde berechtigt sind, auch „Mul
tiplikation“ zu nennen, weil es erstens in dem speziellen Falle
«2 = 0 > ßt = 0
in die früher definierte Multiplikation übergeht, und weil zweitens
bei ihm die für die Multiplikation der bisher eingeführten Zahlen
bewiesenen Regeln sämtlich gültig bleiben. Die letztere Forderung
ist erfüllt (vgl. Kap. I, § 5C), falls die drei als kommutatives, asso
ziatives und distributives Gesetz bezeichneten Gleichungen befriedigt
werden. Damit wir bei der Multiplikation nicht aus unserem Zahl
bereiche herauskommen, setzen wir weiter fest, daß das Produkt zweier
beliebigen komplexen Zahlen wieder eine komplexe Zahl der Form
y i e 1 + Z2 e 2 se G wo Ti> 72 reelle Koeffizienten bedeuten 1 ). Was für
beliebige komplexe Zahlen gelten soll, muß natürlich auch für die
Einheiten e lf e 2 zutreffen. Deshalb setzen wir:
c^ e.y -f- Z 2 ß 2 ,
(II) e 1 e 2 = ß 2 ^2 >
e 2 e 2 = v i e 1 -j- v 2 e 2 ,
wo die auf den rechten Seiten auftretenden Koeffizienten zunächst
irgend welche reellen Zahlen sind, und
( a x e i) ißi e i) ~ ( a ißi) ( e i ß i) ~ ( a ißi) i^i e i "h ^-2^2) >
(III) (°ü e i) iß2^2) = (°h^2) ( e i^2) = (°ußz) C a i~h №2^2)}
(a 2 e 2 ) (ß 2 e 2 ) = (cc 2 ß 2 ) (ß 2 ß 2 ) — (& 2 ß 2 ) ( v i ß i “h v 2 e i) •
Wir haben nun die Aufgabe, zu untersuchen, ob wir die Koeffi
1) Diese Festsetzung ist keine notwendige. H. Graßmann hat in seiner
Ausdehnungslehre „Multiplikationen“ definiert, bei welchen das Produkt von
anderer Natur ist als die Faktoren. Vgl. neben den sonstigen Arbeiten Graß-
manns insbesondere seinen Aufsatz „Sur les divers genres de multiplication“,
Journ. f. Math., Bd. 49, S. 123. H. Hankel (Theorie der komplexen Zahlen
systeme, S. 106) nennt ein System komplexer Zahlen, welches die obige For
derung befriedigt, ein „begrenztes“ System.