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I. Kapitel. Die natürlichen Zahlen.
{b Summanden)
Buchstaben A bezeichnen und ihre Summe A -f A -) (- A schreiben.
Da derartige Summen, in welchen die sämtlichen Summanden ein
ander gleich sind, häufig Vorkommen, hat man für sie eine abgekürzte
Schreibweise, nämlich Axi) oder A • h oder auch Ah und auch einen
besonderen Namen, Produkt, eingeführt. 1 ) Den wiederholt zu setzenden
Summanden A nennt man Multiplikand, die Anzahl h der Glieder
der Summe Multiplikator 2 ), und die Rechenoperation, durch welche
aus beiden das Produkt gebildet wird, heißt Multiplikation. 3 ) Die
(b Summanden)
der Menge A • h zukommende Zahl ist a + a + • • • -f a, wofür man
in gleicher Weise a X h oder a • h setzt. Sind Multiplikand und
Multiplikator bestimmte Zahlen, so ist ein Zeichen für die Multipli
kation (entweder x oder •) nicht zu entbehren, weil man der bloßen
Nebeneinanderstellung zweier bestimmten Zahlen eine andere Bedeutung
(siehe § 10) gegeben hat.
Der Multiplikand kann irgend eine Menge von Objekten, d. h.
eine benannte Zahl, oder auch eine unbenannte Zahl sein; der Multi
plikator ist seiner Natur nach stets ein Aggregat von lauter Einsen,
also eine unbenannte Zahl. Wir beschäftigen uns nunmehr mit Pro
dukten, in welchen sowohl der Multiplikand wie der Multiplikator
unbenannte Zahlen sind. 4 )
1) Das Multiplikationskreuz stammt von Oughtred (Clavis mathematica,
1631). Der Punkt wurde zuerst von Leibniz (1693) verwendet und ist dann
durch die Lehrbücher Ohr. v. Wolffs das häufigste Multiplikationszeichen ge
worden. Ygl. Cantor, Vorlesungen II, S. 721 und J. Tropfke, Gesch. d. Ele
mentarmathematik I, S. 135—137.
2) Man setzt auch den Multiplikator vor den Multiplikand; ein allgemein
gültiges Übereinkommen über die Stellung beider gibt es nicht.
3) Solange wir im Gebiete der eigentlich vorstellbaren Zahlen bleiben,
handelt es sich hier nur um eine abgekürzte Bezeichnung, aber nicht um eine
Abkürzung der Rechnung. Die in diesem und den folgenden Paragraphen abzu
leitenden arithmetischen Gesetze werden uns erst gestatten, die eigentlich aus
zuführende Summation für symbolisch vorgestellte Zahlen, z. B. die dekadischen,
durch eine viel kürzere Rechnung zu ersetzen. (Vgl. § 10.)
4) In neuerer Zeit hat Capelli (Sull’ ordine di precedenza fra le operazioni
fondamentali dell’ Aritmetica, Napoli 1900, und Elementi di aritmetica ragionata
e di algebra, Napoli 1902) das Produkt zweier Zahlen a, b als die Anzahl defi
niert, welche derjenigen Menge zukommt, die man erhält, wenn man jedes
Objekt einer Menge von der Anzahl a mit jedem Objekt einer Menge von der
Anzahl b kombiniert. Capelli geht von dieser Definition aus, um aus gewissen,
mir aber nicht triftig erscheinenden Gründen die Multiplikation unabhängig von
der Addition und vor derselben behandeln zu können. Vorher (1895) hatte schon
G. Cantor in der bereits zitierten Abhandlung „Beiträge zur Begründung der
transfiniten Mengenlehre“ (Math. Ann. Bd. 46, S. 485) ganz ebenso die Multipli
kation der Mächtigkeiten zweier Mengen definiert.