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Full text

Title
Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik
Author
Wiebel, Richard

turm wurde in romanischer Zeit nur zweigeschossig gebaut. Nach einer
Bauunterbrechung von 200 Jahren erst wurde das oͤritte Geschoß dar—
aufgesetzt. Die Nische mit dem gotischen Karlsbild gehören alfo nicht
— Periode an. Hiemit sind Hartig's Folgerungen hin—
fällig.
Die Erklärung des Reiters in Bamberg als Denkmal einer geschicht—
lichen Persönlichkeit mag mit Billigkeitsgründen unterstützt werden,
aus dem Bilde selbst, aus Attributen, Inschriften, mittelalterlichen Ur—
kunden kann sie nicht abgeleitet werden.
Hartig erklärt (S. 382): „Die symbolischen Deutungen bieten keinen
Ersatz.“ Ersatz für Taufen nicht. Auch die umftrittenen Geseße der Ab—
stammungslehre versagen. Reiterbilder werden immer an Reiterbilder
erinnern; wenn sich der Feiher erinnert oder eines Vorbildes sich be—
dient hätte, so mußte seine Bildabsicht durchaus nicht derfelben Idee
gedient haben, wie sie anderen Reiterfiguren mit Recht oder nur ver—
mutungsweise zugeschrieben wird. Wir finden aber bei Hartig (809) wie⸗
der die Belehrung: „Um ein kirchliches Denkmal zu verstehen, müssen
wir eben in die kirchliche Vorstellungswelt einzudringen suchen, aus
der die Kunst des ganzen Mittelalters schöpft.“ Da müssen wir fragen:
Was hält dartig von der kirchlichen Symbolik des Mittelalters? Hat
die Kunst des Mittelalters nicht daraus geschöpft? Angesichts der Er⸗
folglosigkeit der bisherigen Versuche, die sich auf Geschichtskenntnisse
and ahnende GEmpfindungen verlassen, um dem Reiter einen Namen
zu geben, ist es empfehlenswert, den ikonographischen Weg einzuschla—
aen und einen Indizienbeweis aus den vorhandenen Andeutungen an—
zutreten.
Der Reiter von Vvamberg gehört dem Bereiche der mittelalterlichen
Symbolik an. Er ist die Verbildlichung des Bibelwortes: „Vorüber geht
die Gestalt dieser Welt“ (J. Kor. 7, 81)j. Der Meister hat mit Recht für
den Mundus, die männliche, eindrucksvolle Darstellung der schönen
Welt, eine Erscheinung aus seiner wirklichen Umwelt gewählt, von der
wir, um uns mit fremder Feder zu schmücken, mit Härtig (S. 18) be—
kennen: „Er, dieser Reiter, ist ein vollendeter Herrscher, ein Herrscher
der t. Das ist der erste Eindruck, gegen den kein Zweifel auf—
ommt.
Er ist der Herr der ganzen Welt und sein Reich wird dauern bis
an das Ende der Welt.
somanilsche Steinbilder am Eingang der
Nikolduskapelle des Münlsters zu Freiburg i. B.
Zu den spätromanischen Bildwerken am Eingang der ehemaligen
Nikolauskapelle im Eroͤgeschoß des südlichen Hahnenturmes besitzen
wir eine ausführliche, mit guten Abbildungen ausgestattete Abhaud—
lung von Dr. Frieobrich Panzer, „Der romanische Bilderfries am
südlichen Choreingang des Freiburger Münsters“ („Freiburger Mün—
sterblätter“, II. Band, 1906. S. 1834). Die ikonographischen Ausfüh—
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