Full text: Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik

gung mit Christus GBlick nach Osten) und in das der ewigen Herrlich— 
keit (Südenj. 
Kopfmasken 
„Das mittlexe Bogenband endigt beiderseits über den Stützen mit 
einer Maske. Die nördliche ist fratzenhaft entstellt, die A—,— ist ein 
normales, Lenn nicht schönes 38 Die Aufteilung richtet sich wieder 
nach dem Sinne der Himmelsrichtuͤng. nördlich ein Teufel oder Ver— 
dammter, südlich ein Heiliger. Das ist eine äußerste Kürzung des an 
Westportalen üblichen Themas von Weltgericht mit seiner Scheidung 
der Guten und Bösen. 
Empore 
Die Westwand über den Bogen ist unsymmetrisch durchbrochen mit 
zwei rundbogigen Durchsichten für den Betraum des Kaiserpalas. Am 
GBewände der Innenseite begleiten diese Offnungen Ornamente. Wel— 
lenband mit Blättern bedeutet Leben in der Gnaͤͤe, mahnt zur Andacht. 
Scheren- oder Achterband wehrt den Dämonen der Zerstreuung und 
Bersuchung. In den Pfalmen ist das Bud von den Stue und Schlin⸗ 
gen so geläufig, daß schon aus dieser Quelle, wenn nicht durch uralte An— 
schauungen, die Häufigkeit dieses Ornamentes erklärlich ist. „gn der 
Vorliebe der Lombarden für Bandverschlingungen äußert sich die 
Furcht vor der Welt des bösen Feindes“ (Sauer, Symbolik, S. 348); in 
den Schlingen sollen fich die Däimonen verfangen (Scheftelowitz, Das 
Schlingen⸗ und Netzmotiv, S. 18 f. Wilke, Religion der Indogerma⸗ 
nen, S. 10). übrigeüs werden die Offnungen aus dem profanen Raum 
der Empore in das Heiligtum im Siune der Portalsymbolik behandelt, 
also mit Abwehr- und Segenszeichen, mit Symbolen der Suünde und 
der Gnade versehen. 
Die Emporenstützen 
Die massigen Säulentrommeln erscheinen um so gedrungener, da 
ihre Aufsätze ebenso hoch sind wie sie. Die plastische Bearbeitung der 
Kapitelle ist verschieden; durch ihre Gegensätzlichkeit und Stellung zur 
Himmelsrichtung wird offenbar, was die beiden Kolosse sagen wollen. 
Die Bogen und Säulen der Westseite vertreten eine Portalanlage, die 
den geweihten Kapellenraum vom weltlicheren Vorplatz trennt Die 
Por nbolir wird den Inhalt beherrschen, sie wendet sich an die Ein— 
retenden. 
Die nördliche Emporenstütze 
Am Kapitell sind Blatt- und Strickornamente. Das Blattwerk ist 
ähnlich dem auf der Nordsäule der Gruft, Tod und Hölle andeutend, es 
ist spitziges, unkrautartiges Zeug. Siricke durchziehen das Pflanzen⸗ 
werk. Sie bedeuten Abschließung. Im Chor des Domes in Chur ist auf 
der Südseite in einer auf die Taufe bezügl ichen Kapitellgruppe der 
fruchtbare Baum dargestellt mit Köpfchen als Früchten, die über einem 
quer durch das Blattwerk gezogenen Strick aufsprossen. Das sind See— 
len, die der Gewalt des Teufels entronnen sind nach Psalm 123, 7: 
„Unsere Seele ist entronnen wie ein Sperling aus den Stricken der 
Jäger“. Bei unserem Kapitell erscheinen solche Seelenköpfe an der Süd— 
seite der Basis. Sie sind nicht verzerrt, gehören nicht Berdammten an, 
sondern Seelen, die im Tode gefangen, Erlösung erwarten. Sie sind be— 
graben unter dem bewachsenen Boden. Die Stricke deuten ihre Gefan— 
genschaft an. Oben an der Schräge ift eine Kette von verschlungenen 
Ringen; die Kreise sprechen von Segen und Himmelreich. Aber das 
Band ist geschlossen, noch nicht offen. SDie Seelen der Verstorbenen wer—⸗ 
den der Fürbitte der Gläubigen empfohlen. Sie blicken nach Süden,
	        
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