er sich, ben Euklid in der Hand, vor die Thüre des Zimmers,
in welchem die Lektionen stattfanden, und nahm so an diesen
als blinder Passagier umso lebhafteren Anteil. Rieei wurde
aufmerksam auf den eifrigen Zuhörer und führte ihn nun
seinerseits in die Wissenschaft ein; ihni dankte es Galilei, daß
er frühzeitig über die euklidischen Elemente hinauskam und
auch mit Archimedes Bekanntschaft machte. Dieser Riesengeist
mußte aus den kongenialen Galilei besonders anziehend wirken;
ihm schloß er sich zunächst an, und bald konnte er anssprechen,
daß der, der in den Wegen des Syrakusaners wandle, „getrost
ani Himmel und aus der Erde fortzuschreiten vermöge". Die
neu begonnenen Studien führten immer weiter von der Brot
wissenschaft ab, bei welcher Vater Vineenzo, den Anforderungen
des nüchternen Lebens Folge gebend, den Sohn gerne fest
gehalten hätte. Wäre die Medizin des XVI. Jahrhunderts
schon gewesen, was sie heute ist, nämlich eine gleichmäßig auf
Beobachtung, Experiment und logische Schlußfolgerung sich
stützende Naturwissenschaft, so möchte wohl Galilei einer der
ersten Ärzte seiner Zeit geworden sein, aber die kritiklose Wieder
holung der Doktrinen eines Hippokrates, Galenus, Rhasi und
Avizenna konnte diesem Feuergeiste nicht Zusagen ft, und so
wandte er dem bisher betriebenen Fache den Rücken, um sich
ganz den Studien hinzugeben, in denen er wohl damals schon
sein Lebensziel erkannte. Biviani erzählt unsft, daß es einigen
Kampf zwischen väterlicher Autorität und kindlichen Wünschen
kostete, bis diese letzteren siegreich durchgedrungen waren, und
wir verstehen die gegen eine Änderung der Laufbahn erhobenen
Bedenken besonders dann sehr gut, wenn wir hören, daß ein
Gesuch um Erteilung eines Stipendiums oder Freiplatzes von
dem anscheinend gegen den jugendlichen Brausekopf etwas vor
eingenommenen Großherzoge abgeschlagen worden war.
Galilei sah ein, daß er sich womöglich eine Lehrstelle er
werben müsse, wenn er sein Ziel, freie Beschäftigung mit den
exakten Wissenschaften, erreichen wolle, und da es solche Stellen