vom Ariftotelismns war er dergestalt überzeugt, daß er es
verschmähte, sich durch deu Augenschein von der Realität der
großen Entdeckungen, welche seinem Kollegen am gestirnten
Himmel gelungen waren, überführen zu lassen. Ganz anderen
Schlages war Baldassare Capra, aus den uns die sachliche
Würdigung von Galileis Arbeiten aus der Paduaner Periode
wieder zurückführen wird.
Eine solche Würdigung kann, damit die rein biographische
Darstellung Zunächst keine Unterbrechung erfahre, erst in einem
späteren Kapitel erfolgen. Hier sei nur in Kürze erwähnt,
daß Galilei gerade in Padua ans die mechanischen Probleme
sein Augenmerk gerichtet und dort wohl schon den größten
Teil der Ideen sich zurechtgelegt hatte, welche nachher in den
Gesprächen „Über das Weltsystem" so großes und berechtigtes
Aufsehen erregten. Beiin größeren Publikum wurde sein Name
hauptsächlich bekannt durch die Erfindung des Proportional-
zirkels und des Fernrohres, welch letztere für ihn auch große
materielle Vorteile int Gefolge hatte. Er erhielt nämlich von
der Signoria eine sehr ansehnliche Gehalts Mehrung, zug leich
mit dem Aufträge, zwölf Exemplare seines Instrumentes für
den Dienst des Staates Zu liefern 48 ).
Von den Familienverhältnissen unseres Helden haben wir
bisher geschwiegen, und in der That läßt sich über diese nicht
ebenso günstiges aussagen, wie über die wissenschaftliche und
didaktische Thätigkeit des großen Mannes. Sagredo, der
bewährte Freund, der die Wahrheit Zu sagen wohl berechtigt
war, machte dem von ihm bewunderten Manne einmal leise
Vorwürfe darüber, daß sein Lebenswandel ein zu wenig ge
regelter sei"), und es gewinnt, wenn man damit andere That
sachen, z. B. eitlen Brief des Sohnes Vincenzo aus viel späterer
Zeit, Zusammenhalt^), den Anschein, als habe sich Galilei
seiner Lebtage mehr, als es vielfach gebilligt ward, zum
schönen Geschlechte hingezogen gefühlt. Wo er Marina Gamba,
eine Venetiailerin aus guter Fatttilie, kennen gelernt, ob er sie
Günther, Kepler. — Galilei. 7