Full text: Kepler. Galilei

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säten man nicht kennt, seine Geneigtheit kundgab, lieber einem 
freigebigen Fürsten als einem in seinen Mitteln beschränkten 
Freistaate seine Dienste zu weihen. Zwar blieb einstweilen 
dieser erste Schritt ohne weitere Folgen, aber bald nachher 
begann der Name Galilei durch die neuen teleskopischen Ent- 
deckungen mit einem solchen Glanze umstrahlt zu werden, das; 
der Mediceer nicht mehr umhin konnte, in Erwägung zu ziehen, 
ob nicht ein Reflex dieses Glanzes dem eigenenHofe und Hause zu 
gute kommen solle. Gerade damals war Galilei selbst zu vorüber 
gehendem Besuche während der Osterferien des Jahres 1610 
in Florenz gewesen, um dem Großherzoge die neue Sternen- 
welt selber zu demonstrieren, und von diesem Zeitpunkte ab 
scheinen die jedenfalls mündlich angeknüpften Verhandlungen 
nicht mehr geruht zu haben. 
Als Mittelsmann diente bei diesen Verhandlungen Belisario 
Vinta, Sekretär des vor kurzem gestorbenen Fürsten Ferdi- 
nando 1 .'>"). Vinta unterhielt schon seit geraumer Zeit einen 
gelegentlichen, sich wesentlich um wissenschaftliche Dinge dre 
henden Briefwechsel mit Galilei, und unter seinem Zuthun 
bekamen die eben entdeckten Jnpitertrabanten den byzantinisch 
klingenden Namen der „Mediceischen Gestirne" "). Auch den 
Gedanken der Großherzogin-Mutter Cristina, Galilei wenig 
stens für einige Zeit als Lehrer der Mathematik für den Erb 
prinzen zu gewinnen, hatte Vinta jenem zu übermitteln ge 
habt'^). Daraus wurde nichts, aber im Frühjahre 1610 
sehen wir die Korrespondenz, deren Endziel nun eben die 
Berufung geworden ist, lebhaftere Formen annehmen^). .Noch 
ehe das Halbjahr vollendet war, stand cs fest- daß Galilei, 
der doch eigentlich mit recht geteilten Gefühlen Pisa dereinst 
verlassen hatte, als ein mit Ehre und Ruhm beladener Fürst der 
Wissenschaft nach Toscana zurückkehren werde, und am 10. Juni 
wurde ihm das Diplom als „Erster Lehrer der Mathematik an 
der Hochschule zu Pisa und erster Mathematiker und Philosoph 
des Großherzogs" eingehändigt. Die Würfel waren geworfen;
	        
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