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brauchbares heraus, daß seine Anklagen sofort wieder aus
den Prozeßakten verschwinden. Nur soviel hatte er erreicht,
daß die von ihm besonders als gefährlich bezeichnete Galileische
Schrift über die Sonnenflecke einer erneuten Prüfung zu unter
ziehen beschlossen wurde"). Im ganzen also war die Unter
suchung bisher so ziemlich im Sande verlaufen, und es er
scheint fraglich, ob ohne den Entschluß des so viel gehetzten
und geärgerten Mannes, dein Löwen in seine Höhle nachzu
gehen, der Endzweck der Gegenpartei verwirklicht worden wäre.
Er aber faßte diesen Entschluß, und damit treten luir in eine
neue Phase seines Lebens, welche einer besonderen und aus
führlichen Darstellung bedürftig ist.
Ehe wir jedoch hierauf eingehen, ziemt es sich, auch einen
kurzen Blick auf die Familie unseres Helden in der soeben
zum Abschlüsse gelangenden Periode zu Wersen. Vieles ist da
nicht Zu berichten. Davon, daß die Tochter Virginia ins
Kloster gegeben werden sollte, war bereits am Ende des zweiten
Kapitels die Rede, und als bald nachher auch das zweite
Töchterlein nach Florenz kam, wurde der gleiche Plan auch
auf dieses ausgedehnt. Ohne Schwierigkeiten scheint es dabei
nicht abgegangen zu sein, denn es mußte, wie aus dessen
Schreiben vom 18. Oktober 1613 erhellt, der Kardinal Bandini
als Mittelsmann auftreten^»). Das Augustineriunenkloster
San Matteo d'Arcetri, in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt
gelegen, nahm die beiden Mädchen auf, aber anfänglich wurden
sie nur als Pensionärinnen betrachtet, und erst im Juli 1616
wurden sie eingekleidet. Virginia that am 4. Oktober 1616
eigentlichen Profeß und nahm bei dieser Gelegenheit den Kloster
namen Schwester Maria Celeste an, wovon ein durch Favaro l0J )
reproduziertes Schriftstück Meldung thut. Ziemlich genau ein
Jahr später wurde Livia als Schwester Arcangela wirkliche
Nonne. Der Mutter Marina geschieht bei allen diesen Akten
nirgends Erwähnung, obwohl Galilei mit dieser noch immer
in schriftlichem Verkehre blieb, auch nachdem sie eine legitime