Full text: Kepler. Galilei

lief) auf seiner zweiten Reise, die ja ein wahrer Triumphzug 
war, in Rom aufhielt, wurde in das Protokoll einer Jnquisitions- 
sitzung (17. Mai 1611), wie zuerst Gherardi nachwies^), der 
folgende Satz eingetragen: „Es ist nachzusehen, ob in dem 
Prozesse des Doktors Cesare Cremonino auch Galilei, Pro 
fessor der Philosophie und Mathematik, genannt worden sei." 
Von diesem Prozesse gegen einen etwas starrsinnigen Gelehrten, 
den wir gleichmäßig als Gegner wie einer jeden so 
auch der Galileischen Reform kennen gelernt haben, wissen 
wir nur so viel durch Berti 106 ), daß es sich um philosophische 
Fragen handelte, und Galilei konnte also damals gewiß nicht 
belastet erscheinen. Wirklich kam auch nichts weiter heraus, 
aber belehrend ist der ganze Vorgang doch deshalb, weil man 
erkennt, daß der Spähblick der Konsultoren schon so früh aus 
einen Mann sich lenkte, dem zunächst doch noch nichts weiter 
vorgeworfen werden konnte, als daß er um Haupteslänge alle 
seine Landsleute und Zeitgenossen überragte. 
Durch Caccinis Angriff war Galilei überzeugt worden, 
daß sich etwas gegen ihn vorbereite, und in diesem unheim 
lichen Gefühle glaubte er darauf hindrängen zu müssen, daß 
von kirchlich-obrigkeitlicher Seite eine Entscheidung über das 
copernicanische System erfolge. Ihrer, die ja seinem idea 
listischen Empfinden zufolge nur eine billigende sein konnte, 
gedachte er sich dann als einer Rückendeckung zu bedienen. 
Allein außer Cesi, dessen abratende Stimme wir früher ver 
nommen haben, erhoben auch 35int 107 ) und Ciampoli^"«), die 
beide mit den Gesinnungen der maßgebenden Personen einiger 
maßen vertrant sein konnten, ihre ernsten Bedenkenlos). 
entschieden, was am besten zu thun sei, verfiel Galilei endlich 
ans den Gedanken, daß eine Erkundigung in Rom ihn am 
besten über seine Lage werde orientieren können; wahrschein 
lich hatte eine Mitteilung Dinis"») entscheidend dabei mit 
gewirkt. Die ältere Annahme, daß Galileis dritte Romfahrt 
keine ganz freiwillige gewesen sei, ist unhaltbar m ); der Ent- 
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