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Full text

Title
Kepler. Galilei
Author
Günther, Siegmund

V.
Die Letzten Lebensjahre.
Menn man davon absieht, daß die Inquisition aus
einer gewissen Liebedienerei gegen mächtige Personen schärfere
Saiten auszog, als sie es einem Galilei gegenüber sonst wohl
gethan haben würde, so kann ihr Verhalten kaum der Vor
wurf der Härte oder besonderer Grausamkeit treffen. Es
geschah, was der kirchlich-hochnotpeinlichen Gerichtsordnung
zufolge notwendig geschehen mußte, und Galilei hätte, nach
dem er erkannt hatte, daß solchen Gegnern mit Winkelzügen
unter keinen Umständen beiznkommen war, besser von eineranderen
eineranderen Taktik Gebrauch gemacht. Das furchtbare Ver
hängnis lag eben darin, daß einer kirchlichen Institution ge
stattet war, sich ein entscheidendes Urteil über alle Dinge in
der Welt anmaßen zu dürfen, aber mit Ausnahme weniger
erleuchteter Geister erblickten die Menschen jener Zeit darin
gar nichts so entsetzliches, und es hat sich bei der Schil
derung der Lebensgeschichte Keplers ergeben, daß auch die pro
testantische Kirche von solcher Sucht des Hineinregierens in
rein weltliche Verhältnisse nichts weniger denn frei blieb, nur
daß sie glücklicherweise nicht ebenso souverän über den „welt
lichen Arm" zu verfügen in der Lage war. Hätte, wie es
ihre modernen Beschützer darstellen, die Inquisition ihren bis
herigen Gefangenen nach der Abschwörung — deren entwür
digender Charakter dem Zeitbewnßtsein ungleich weniger als
uns bemerklich wurde — sich selbst überlassen, so müßte
unser Urteil, da wir eben doch nur mit km geschichtlichen