Eltern wieder zurück, und so lange blieben die zarten Kinder
der Obhut des Großelternhauses überlassen. Johannes blieb
schwach und kränklich, hatte viel von den Blattern zu leiden
und entwickelte sich nur langsam, wurde aber doch noch vor
vollendetem siebentem Jahre in die deutsche Schule seines
Heimatstädtchens geschickt. Doch war seines Bleibens dort
nicht lange, denn die inzwischen heimgekehrten Eltern verlegten
ihren Wohnsitz zu Ende 1577 nach der Württembergischen Stadt
Leonberg, und hier empfing Johannes einen etwas geregelteren
Unterrichtb). Gleichwohl bedrohten diesen noch immer Stö
rungen aller Art, und wenn man sich vergegenwärtigt, wie
schwer es dem Knaben gemacht ward, sich selbst nur die un
entbehrlichsten Anfangsgründe des Wissens anzueignen, so wird
man mit doppelter Bewunderung erfüllt für einen Geist, der
in der Überwindung aller Hindernisse erst seine volle Spann
kraft entfalten sollte.
Dem Ehepaar Kepler ging es auch in Leonberg nicht
sonderlich gut; es verlor den größten Teil seiner Habe durch
eine unsichere Bürgschaft und sah sich hierauf gezwungen, in
einem unsern gelegenen Flecken ein Gasthaus pachtweise zu
übernehmen. Dies war wieder kein günstiger Sachverhalt für
den lernbegierigen, kaum achtjährigen Knaben, der nun öfter
zum Mitarbeiten in Haus und Feld angehalten ward, aber
fein Fleiß ließ sich durch kein Mißgeschick eindämmen, und
1582 absolvierte er trotz alledem die zweite Klasse der Latein
schule in Leonberg, wohin die Eltern inzwischen zurückgekehrt
waren. Am 17. Mai 1583 bestand er sogar das „Land
examen", jene gefürchtete Prüfung, welche Herzog Christoph
für den Übertritt in eine der aus die Hochschule vorbereitenden
„Klosterschulen" vorgeschrieben hatte, und damit verließ er das
väterliche Haus, in km er eine freudenlose Jugend verbracht
hatte. Nachdem er bereits geschieden war, wurde (1584) die
Schwester Margaretha geboren, an welcher er mit zärtlicher
Liebe hing, während die beiden Brüder Heinrich und Sebald