blättern zumal des letzteren mit Staunen, daß darin bereits
jene neuen Grundsätze der Polygonalbesestignng vorgetragen
sind, welche man gemeiniglich mit Vanbans Namen in Ver
bindung bringt. Der gewaltige Fortschritt der Artillerie-
nnd Jngenieurknnst im Verlause von achtzig Jahren spricht
sich deutlich genug aus, wenn man die sortifikatorischen
„Manieren" Dürers und Galileis, dieser zwei hervorragenden
mathematischen Kriegsbanmeister, mit einander vergleicht. —
Wesentlich zur Vereinfachung der Zeichnungen, welche bei
allen Verrichtungen der angewandten Geometrie sich als not
wendig herausstellten, sollte nun jener „Proportionalzirkel"
inerten 474 ), dessen Erfindung, wie wir früher andeuteten, von
dem praktisch gesinnten Zeitalter noch weit höher gewertet
wurde, als dies wohl später der Fall gewesen wäre. Das;
die Vorrichtung große Geschicklichkeit verrät und für jeden
Techniker, der lieber mißt als rechnet, recht verwendbar ist,
wird natürlich niemand in Abrede stellen wollen. Mittelst
gewisser Linien, die aus zwei um ein Charnier drehbare Stäbe
aufgetragen sind, kann man alle möglichen Aufgaben lösen,
solche über Proportionen und Zinsrechnung ebensowohl, wie
über den Flächeninhalt und die gegenseitige Verwandlung geo
metrischer Figuren. Insbesondere soll auch eine bequeme
Nähernngsquadratur solcher Figuren erzielt werden, welche
ganz oder teilweise von Kreisbogen eingeschlossen sind. Nicht
minder ist der Artillerist in den Stand g'esetzt, sich des Pro
portionalzirkels zu dem gleichen Zwecke zu bedienen, welchen
bis dahiit der Hartmannsche „Kaliberstab" 47 Z zu fördern be
stimmt war. Wenn man endlich noch zwischen die beiden
Schenkel des Zirkels einen Viertelkreisbogen einschaltet, so
wird der Gebrauchskreis des nunmehr auch für alle geodätischen
Aufgaben aptierten Instrumentes ein noch ausgedehnterer.
Wegen dieses Apparates sah sich Galilei bald in einen
ärgerlichen Konkurrenzstreit mit dem schon genannten Capra ver
wickelt, allein diesmal war das Recht so unbezweifelt aus des