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Full text

Title
Kepler. Galilei
Author
Günther, Siegmund

-«i 203 |s>—
Sohn Toscanas ganz ebenso für sich in Anspruch, wie die
Wissenschaftsgeschichte, und sie thut recht daran, denn Galilei
war ein Meister der Sprache und des Stiles, wie sie unter
den berufsmäßigen Litteratoren nicht immer zu finden sind.
Er wagte es, die übliche lateinische Sprache durch die ihni
vertrautere „favella fiorentina“ zu ersetzen, weil dieselbe —
so erklärt er sein Beginnen in der Schrift über die Sonnen
flecke 49X ) — zur Darstellung aller Begriffe und Gedanken
vorzüglich geschickt sei. So soll denn auch Algarotti den
„Saggiatore" für die schönste Streitschrift, welche Italien
besitze, erklärt Habens. Selbst eine poetisch veranlagte
Natur, hatte er die großen Dichtwerke seines Landes voll
ständig in sich aufgenommen, und insbesondere war es Ariosto,
dem er den Preis zuerkannte, wogegen Tasso ihm minder
hoch stand. Auch dichtete er selbst mit Anmut in jener Form,
für welche das biegsame Idiom seines engeren Heimatlandes
sich trefflich eignet 499 ). Dem tiefsinnigsten Dichter, zu dem
er schon dessen naturwissenschaftlicher Neigungen halber sich
hingezogen fühlen mußte, wandte Galilei gleichfalls besondere
Aufmerksamkeit p 494 ). Vor den Mitgliedern der florentinischen
Akademie, die ihn 1620 zun: „Konsul" — s. o. bei Guiducci —
erwählt hatte, hielt er zwei leider nicht auf uns gekommene
Vorlesungen über die Gestalt, Größe und geographische Lage
der Danteschen „Hölle" 495 ).
Und der nämliche Mann, der die Schriftsprache wie nicht
leicht ein zweiter beherrschte, war daneben auch der beste
Kenner einer von der heimischen sich sehr weit entfernenden
Mundart, welche er noch dazu erst in reiferem Alter hatte
kennen lernen können. Daß er im Stande war, selbst sehr
ernste Gespräche in das rauhe Gewand des Paduaner Dia
lektes zu kleiden, haben wir oben bei der Besprechung des
angeblichen Dialoges von Cecco di Ronchitti erfahren.
Favaros rastloser Sammeleifer hat uns jedoch noch mit
einigen scherzhaften Dichtungen aus Galileis Feder 499 ) be-