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durch welchen sich der Bauer die Tyrannei der von der baye
rischen Verwaltung — das Land ob der Enns war Bayern
verpfändet — eingesetzten Amtleute vom Halse schaffen wollte.
Ein Bericht Keplers an die Stände 78 ) gewährt einen guten
Einblick in die Art und Weise, wie die „Freunde", die Söldner
des Statthalters Grafen Herbersdorf, in der guten Stadt
Linz hausten. Und nun mußte diese selbe Stadl auch noch
alle Schrecken einer harten, lange dauernden Belagerung er
tragen^), während deren Hunger imb Kummer ihren Einzug
bei den Einwohnern hielten. Auch die Familie Kepler hatte
manche Fährlichkeiten zu überstehen und sah sich gelegentlich
auf Pferdefleischrationen gesetzt 8 "), weil die von den Bauern
mit Geschick durchgeführte Donausperre jede Zufuhr unmöglich
machte. Ernsteren Schaden erlitt jedoch niemand, und auch
die Vermutung, bei einem durch die Kugeln der Belagerer
erzeugten Brande sei ein Teil Keplerscher Manuskripte
zu gründe gegangen, wird von Stieve 87 ) vollständig
widerlegt.
Man begreift jedoch nur zu wohl, daß Kepler, der ja
längst seine Stellung als eine unhaltbare erkannt und die
Gefahren der katholischen Reaktion ihrem ganzen Umfange
nach durchschaut hatte, nicht mehr länger unter dem Drucke der
obwaltenden Umstände leben mochte, sondern sich nach einem
ruhigen, der stillen Arbeit der Musen günstigeren Aufenthalts
orte sehnte. Handelte es sich für ihn doch darum, das Tafel
werk zum Abschluffe zu bringen, welches allen Hindernissen
zum Trotze der Vollendung nun schon recht nahe gerückt war.
Unter den süddeutschen Städten schien ihm das stammverwandte
Ulm der richtige Platz zu sein, hier fand er wissenschaftliche
Hilfsmittel, gute Druckgelegenheit; hier durfte er sich den
politischen Verwicklungen einigerniaßen entrückt hoffen. Er
suchte um die kaiserliche Erlaubnis nach, dorthin übersiedeln
zu dürfen, und erhielt sie ohne Mühe; die Stände, welche
kaum noch dem Namen nach bestanden, werden seine Dienst-