VII.
Kepler als Naturforscher.
Auch in der Geschichte der Physik spielt Kepler eine Rolle,
die wahrlich nicht als eine nebensächliche bezeichnet werden kann.
In die verschiedensten Gebiete hat er werkthätig eingegriffen,
aber anch abgesehen von seinen selbständigen Arbeiten würde
'ein Geschichtschreiber, dem es vergönnt wäre, sich tiefer in die
hier notwendig werdenden Untersuchungen versenken Zu können,
gar manche mehr gelegentliche Äußerung heranziehen können,
aus welcher erhellt, daß Kepler die Naturwissenschaft überhaupt,
insoweit von einer solchen zu seiner Zeit bereits die Rede sein
konnte, durchdrungen und beherrscht hat. An diesem Orte wird
die Hervorhebung weniger besonders in die Augen fallender
Punkte genügen müssen.
Die größte schöpferische Kraft bethätigte Kepler in der
Lehre vom Licht, welcher er zwei größere, noch heutigen Tages
lesenswerte Werke gewidmet Ijat 135 ). Im ersten derselben schloß
er sich an den mittelalterlichen Lehrbegriff der Optik an, welchen
ein gewisser Witelo, fälschlich Vitellion genanntnach antiken
Vorbildern und eigenen Studien verfaßt hatte, und wies die
mancherlei Fehler nach, welche dieses Werk, vornehmlich bei
der Bestimmung der Zurückwersung von Lichtstrahlen an gekrümmten
gekrümmten Spiegeln, entstellten. Auch suchte er dem Gesetze,
nach welchem die Lichtbrechung erfolgt, durch rationell aus
gedachte Versuche auf die Spur zu kommen; den richtigen
mathematischen Ausdruck fand er zwar nichts, aber seine
Refraktionstasel, welche die Ablenknngswerte für verschie-
