Satellitenbeobachtungen.
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Wenn nun auch das bisher auf diesem Gebiet gesammelte Material noch
nicht genügt, um Schlüsse von allgemeiner Gültigkeit daraus abzuleiten, so steht
doch soviel fest, dass die Hauptursache der systematischen Fehler physiologi
scher Natur ist und mit der Stellung und den Bewegungen des Auges zusammen
hängt, während die begleitenden Umstände, die Helligkeit der Bilder und selbst
ihre Helligkeitsdifferenz, ihre Ruhe und Schärfe u. a. von untergeordneter
Bedeutung sind. Um so mehr erwächst daraus die Forderung, die Messungen
in einer ungezwungenen Kopfhaltung zu machen und die Bilder durch ein Prisma
stets in dieselbe Lage zur Medianebene zu bringen. Wahrscheinlich ist die aus
gezeichnete Uebereinstimmung, welche Kaiser in Leiden bei seinen Doppelstern
messungen 1865—1867 an einem Faden- und einem AiRv’schen Doppelbild-
Mikrometer erzielte, zu einem guten Theil der Benutzung eines Prismas zuzu
schreiben. Auch dürfte bei der Beobachtung der Richtungen die Einstellung
auf den Faden, wo sie ausführbar ist, den Vorzug verdienen 1 ).
Beobachtungen der Satelliten.
Auf die Bestimmung des relativen Orts eines Trabanten zum Hauptkörper
ist an dieser Stelle nur noch insoweit einzugehen, als es in einigen Fällen noth-
wendig wird, die Figur des Planeten und die Beleuchtungsphase zu berück
sichtigen; das Beobachtungsverfahren selbst ist, bei Anwendung des Faden
mikrometers — und dieses ist neben dem nur für die hellen Begleiter des
Jupiter und Saturn verwendbaren Heliometer der geeignetste Messapparat für
derartige Beobachtungen — das gleiche, wie es im Vorhergehenden erörtert worden
ist. Nur einige Bemerkungen seien hier noch vorausgeschickt. Man misst ent
weder Unterschiede in rechtwinkligen Coordinaten, wobei das Fadennetz nach
der Richtung der täglichen Bewegung oder auch bei Planeten mit bekannter
Achsenlage nach dem Aequator derselben orientirt wird, oder Positionswinkel
und Distanzen; in letzterem Falle wird bei dem Hauptkörper die scheinbare
Mitte eingestellt, im ersteren dürfte, namentlich bei grossem, scheinbaren Durch
messer, der Anschluss an die Ränder vorzuziehen sein. In allen Fällen sind die
Beobachtungen möglichst so anzuordnen, dass das Mittel der Zeiten für beide
Coordinaten nahe gleich und daher die etwaige Zeitreduction klein wird. Wenn die
beiden Objecte nicht gleichzeitig, sondern nach einander beobachtet werden, wie
bei Durchgangsbeobachtungen bei ruhendem Fernrohr, so ist bei der Reduction
die Bewegung des Systems in Rechnung zu bringen. Sind ft und 0 die Sternzeiten
des Durchgangs des Begleiters und des Hauptkörpers durch den Stundenfaden,
X und X' die Zunahme der AR. und Declination des letzteren in einer Secunde Stern
zeit, so wird für die Zeit ft der Unterschied in Rectascension a—vi=(ft—9)(1 — X)
und für dieselbe Zeit der Declinationsunterschied 0 — D — d — (ft — 0) X', wenn
d die durch Einstellung der beiden Objecte bei ihrem Durchgang durch den
Stundenfaden gemessene Differenz ist. Wenn die Satelliten sehr schwach sind, so
kann es sich nothwendig erweisen, das Licht des Hauptkörpers in geeigneter Weise
abzuschwächen. So blendete Barnard bei der sehr schwierigen Messung des
V. Jupiterstrabanten im 36 £ Fernrohr der Lick-Sternwarte das Licht des Planeten
durch ein die Hälfte des Gesichtsfeldes bedeckendes Stück geschwärzten Glimmers
ab und beobachtete mit hellen Fäden rechtwinklige Coordinaten, indem einmal
F. R. Helmert, Der Sternhaufen im Sternbilde des SoßiKSKi’schen Schildes. Publicationen
der Hamburger Sternwarte N 0 . I.
t) Vergl. auch H. Seeliger, Ueber den Einfluss dioptrischer Fehler des Auges auf das
Resultat astronomischer Messungen.