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Full text

Title
Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel
Author
Becker, Ernst Emil Hugo

it dem Namen Mikrometer werden in der allgemeinsten Bedeutung
des Wortes Vorrichtungen bezeichnet, mittelst deren kleine Grössen
gemessen werden können; in dem besonderen Sinne, in welchem hier
davon die Rede sein wird, werden darunter Apparate verstanden, welche in
Verbindung mit dem Fernrohr zur Messung von kleinen Bögen oder Coordinatendiflerenzen
Coordinatendiflerenzen benachbarter Punkte an der Himmelskugel dienen. Ihre Anwendung,
wie überhaupt die Benutzung des Fernrohrs zu Messungszwecken beruht auf dem
Satze der Dioptrik, dass jeder einfallenden Geraden, welche durch den ersten
Knotenpunkt des Objectives geht, eine ihr parallel durch den zweiten Knotenpunkt
gehende Austrittsgerade entspricht. Die Lage, in welcher zwei Objecte am
Himmel vom ersten Knotenpunkt aus erscheinen, ist daher identisch mit der Lage
der correspondirenden Bildpunkte, gesehen vom zweiten Knotenpunkte aus, und
die Messung dieses Bildes in möglichst sicherer Weise herbeizuführen, ist der
Zweck der mikrometrischen Vorrichtung.
Das Gebiet, auf welchem die Mikrometer in der astronomischen Praxis
Anwendung finden, ist sehr ausgedehnt. Denn es umfasst einerseits die mikro
metrischen Messungen im engeren Sinne, bei denen es ausschliesslich auf die
relative Lage zweier oder mehrerer scheinbar nahe gelegenen Objecte ankommt,
also die Bestimmung der Lage der Satelliten zu ihren Hauptkörpern, die Er
mittelung der Grösse und Figur der Körper unseres Sonnensystems, ihre Topo
graphie, die Doppelsternbeobachtungen, die Parallaxenbestimmungen, die Aus
messung von Sternhaufen, die Festlegung der Oerter der Nebelflecke in Bezug
auf Sterne in ihrer Umgebung; andererseits können zahlreiche absolute Orts
bestimmungen nicht anders als durch Zuhülfenahme mikrometrischer Messungen
ausgeführt werden. Das letztere gilt für alle Fälle, wo die Lichtschwäche oder
das Aussehen der Objecte, die Zeit des Meridiandurchganges und andere Um
stände eine directe Bestimmung ihres Ortes an Meridiankreisen nicht gestatten,
und da den Instrumenten dieser Gattung aus gewissen Gründen stets nur
mässige Dimensionen gegeben werden können, so werden die Positionen der
überwiegenden Anzahl der meist lichtschwachen Kometen und der Asteroiden auf
indirectem Wege bestimmt werden müssen. Der Unterschied der Coordinaten
solcher Objecte gegen einen genügend hellen benachbarten Stern wird, meist
an parallaktisch aufgestellten Refractoren, mikrometrisch gemessen, der
absolute Ort dieses Ausgangssterns aber an einem Meridianinstrument
ermittelt.
Becker, Mikrometer und Mikrometermessungen.
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