Full text: Reformation des Himmels

6 
auf der Oberfläche dieses Werkes lachen, spötteln und sich 
lustig machen; unter derselben ruht um so sicherer verdeckt 
und verborgen ein Schatz von Wahrem und Gutem. Denn 
wir machen es geradezu umgekehrt, wie jene Pharisäer, deren es 
leider nur allzuviel gibt, die es trefflich verstehen, unter finsteren 
Brauen, demütigen Mienen, Philosophenbärten und würdevollen 
Magistermänteln ihre ebenso leichtfertige wie hochmütige 
Dummheit und ihre ebenso gefährliche wie gefeierte Erbärm 
lichkeit voll Bedacht zum allgemeinen Schaden zu verheim 
lichen. Freilich von dieser Art werden Viele, die nimmermehr 
für weise und tugendhaft befunden würden, falls einmal ihre 
eigene Tugend und Weisheit auf die Wagschale käme, sich 
über uns erheben und zu beweisen versuchen, dass wir selber 
sündhaft und unwissend sind. 
Gott aber weiss es und die unfehlbare Wahrheit erkennt 
es, dass jene dumm und verderbt sind, während ich selber 
in allen meinen Gedanken, Worten und Werken nichts anderes 
I 
erstrebe als Aufrichtigkeit, als Einfalt und Wahrheit. 
So wird auch dereinst dort das Urteil lauten, wo edle 
Thaten und Werke nicht für wertlose Früchte gelten, wo es 
nicht höchste Weisheit heisst, ohne Unterschied zu glauben, 
wo sich Betrügereien der Menschen unterscheiden lassen von 
göttlichen Fügungen, wo es nicht für ein gutes Werk und für 
übermenschliche religiöse Frömmigkeit gilt, das Gesetz der 
Natur zu verkehren, wo eifrige Forschung nicht für Narrheit 
geachtet wird, wo die Ehre nicht an dem geizigen Besitz, der 
Glanz nicht an Üppigkeit und Schwelgerei haftet, wo die 
äussere Achtung nicht von der Menge der Bedientenschaft, die 
soziale Stellung nicht von der besseren Kleidung und äusser- 
lichem Reichtum, die Wahrheit nidfet von äusserlichen Wundern 
abhängt, wo Bosheit nicht Klugheit, Verrat nicht Höflichkeit, 
Falschheit nicht Weisheit, Heuchelei nicht rechte Lebensart, 
Wut und Rauflust nicht Tapferkeit heisst, wo das Recht nicht 
roher Macht, Gerechtigkeit nicht mit Herschermacht, Urteil 
nicht mit äusserlicher Entscheidungsgewalt verwechselt wird. 
In diesem Buche spricht Giorclano die Sprache 
des natürlichen Lebens, redet frei heraus und schämt 
sich nicht, jedem Dinge seinen wahren Namen zu geben, wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.