Teil VI.
Die wissenschaftlichen Grundlagen
der Geländedarstellung.
(Morph ographie III. Teil.)
A. Einführung in die Theorie der Geländedarstellung.
I. Die morphographische Deduktion.
281). Die morphographische Deduktion im allgemeinen. Der Morphographie wich
tigste Aufgabe ist die Untersuchung und Beschreibung der Gelände darstell ungen
oder Terrainzeichnungen. Nach kriegstopographischem Gebrauch setzen wir Gelände
gleich Terrain, was auch durch die Verdeutschung gerechtfertigt ist, obwohl nach
der bisherigen Gepflogenheit mit dem Ausdrucke „Geländezeichnung“ etwas mehr als
mit „Terrainzeichnung“ gesagt wird, insofern diese es lediglich mit der Zeichnung
von Bergformen und Verwandtem zu tun hat, jene dagegen es außerdem noch mit
der zeichnerischen Wiedergabe der Bodenbedeckung, wie Wald, Wiese, Weinberg usw. 1
Will man nun schon einen für das Wesen der Geländedarstellung unerheblichen Unter
schied aufrecht erhalten, dann soll der Bezeichnung „Geländezeichnung“ ihr umfang
reicher Begriff belassen bleiben, doch „Geländedarstellung“ werden wir fürderhin
gleichbedeutend mit „Terrainzeichnung“ gebrauchen.
Hatte man schon das Wort Morphographie gefunden, so fehlte indessen noch
das morphographische Lehrgebäude. Einzelne Bausteine dazu sind wohl geliefert
worden, wie von H. Wagner u. a„ doch an den Bau selbst wagte sich keiner heran.
Erst K. Peucker faßte den Mut, der Materie in ihrer Gesamtheit Herr zu werden.
Das muß ihm die geographische wie kartographische Wissenschaft Dank wissen. 1 2
Wird man auch nicht allen seinen Ausführungen, die vielfach noch in die Sturm
und Drangperiode seines Schaffens zurückreichen, beipflichten, muß man unstreitig
seine außerordentlichen Verdienste anerkennen, die er sich um die Erkenntnis und
Darstellung der dritten Dimension auf Karten und die Zielsetzung einer theoretischen
Kartographie erworben hat.
Außer in der Schattenplastik und Earbenplastik hat Peucker die Theorie
der Geländedarstellung in drei Abhandlungen zu begründen versucht: Zur karto
1 Vgl. E. Hammer i. G. J. XXIV. 1901/02, S. 43.
2 Unter den bedeutendem Kartographen hat dies am rückhaltlosesten H. Habenicht getan
i. P. M. 1901, LB. 607, S. 149, 150.