Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die alexandrinische Periode. 
Eine Anstalt, die bis dahin ganz ohne Beispiel in der 
Geschichte dasteht, in der sich Jahrhunderte hindurch Alles 
concentrirte, was Wissenschaft heissen konnte, verdient gewiss, 
dass wir ihrer ausführlich gedenken. 
Ptolemäus Lagt hatte den Thron Egyptens bestiegen, 
und bald darauf berief er die Gelehrten aller Länder, sein 
Museum in Alexandria zu bewohnen, um dort in voller Sicher 
heit ihren Forschungen zu leben. Reichlicher Unterhalt und 
jede Art von Unterstützung ward ihnen verheisen und das 
Versprechen gehalten. Die Mehrzahl folgte dem Rufe, und 
auch diejenigen, die nicht persönlich nach Alexandria kamen, 
traten doch mit der dortigen Akademie in wissenschaftliche 
Verbindung. Wir werden daher auch hier nicht fragen, ob 
eine betreffende Leistung aus Alexandria selbst datire oder 
nicht, zumal dies oft nicht entschieden werden kann. Denn 
der Geist, der von jetzt ab die Wissenschaft belebt, ist 
ein so durchaus neuer, und das Licht, das von Alexandria’s 
Museum ausging, ein so weithin strahlendes, dass Athen und 
Rom, Rhodus und Massilia, Nicäa und Syracus dem Impulse 
folgten, der dort gegeben war. 
Aristillus und Timocharis sind die ersten uns namhaft ge 
machten alexandrinischen Astronomen. Sie bestimmten Stern 
örter, jedoch nur durch Beobachtung ihres Auf- und Unter 
ganges. Die nicht unbedeutenden Fehler, die bei dieser Me 
thode nicht zu vermeiden sind, glichen sich einigermaassen da 
durch aus, dass die Aufgänge etwa um eben so viel zu spät, 
als die Untergänge zu früh wahrgenommen wurden. Sie thaten, 
was sie vermochten, denn sie besassen noch nicht die Mittel, 
Culminationen direkt zu beobachten. 
Eratosthenes ist es, der den König dazu vermochte, die 
grossen Armillarsphären anfertigen zu lassen, die fortan die 
Hauptzierde des Museums bildeten und an denen er und seine 
Nachfolger ihre Beobachtungen anstellten. Ihm verdanken wir 
auch die Einführung des sphärischen Gradnetzes, dessen wir 
uns noch heut bedienen, und dem die Eintheilungen auf den 
grossen Kreisen entsprechen, welche die Armillarsphären bil 
deten. 
Die Alten geben die Oerter am Himmel stets nach Länge 
und Breite an, also nicht wie sie unmittelbar erhalten werden 
(da die ArmillarSphäre nur Rectascensionen und Declinationen 
giebt, und es überhaupt unmöglich ist, ein Instrument nach der 
Ekliptik aufzustellen). Wahrscheinlich geschah die Umfor 
mung auf einem Globus durch Construction. Eratosthenes. be 
stimmt ferner die Schiefe der Ekliptik, die damals etwa J / 3 Grad
	        
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