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Lhatsächlich nur an Hochschulen gab, so richtete er seinen Blick
zunächst auf die Universität Bologna, an welcher soeben —
man schrieb das Jahr 1587 — eine Vakatur eingetreten war.
Er brachte, wie der gelehrte Archivar Malagola dargethan
hat'o), seine Bewerbung wirklich an, indem er als Beleg seines
Strebens einen von ihm aufgefundenen statisch-stereometrischen
Lehrsatz in Vorlage brachte, allein seine Jugend scheint ihm
doch noch zu sehr im Wege gestanden zu sein. Es wurde ihm
der ältere Magini vorgezogen, der ja auch eines gewissen
Rufes sich erfreute und zudem auch in der angewandten
Mathematik schon etwas geleistet hatte, wogegen Galileis da
malige Leistungen sich bloß auf die reine Mathematik bezogen;
gerade für diese aber hatte man in Bologna bereits einen
vorzüglichen Vertreter, Pietro Cataldi, den Erfinder der Ketten
brüche"). Die glänzenden Empfehlungen, deren sich der junge
Aspirant zu erfreuen hatte, mögen wohl einen gewissen Ein
druck gernacht haben, und als sich Magini nicht recht bewährte,
dachte drei Jahre später der Bologneser Senat ganz ernstlich
an die Berufung Galileis. Weshalb auch beim zweiten Male
nichts aus der Sache wurde, ist nicht recht aufgeklärt. Jeden
falls rnnßte sich unser Freund noch einige Zeit auf das Warten
verlegen, denn erst 1589 wurde ihm, nachdem er inzwischen
auch einmal einen Ausflug nach Rom gemacht hatte 12 ), die
mathematische Professur an der Universität Pisa übertragen.
Freilich war sie nur mit 60 Scudi dotiert, einer auch bei
Anrechnung des damals weit höheren Geldwertes doch recht
winzigen Summe, zumal wenn man die Besoldung des
medizinischen Hauptprofessors — 2000 Scudi — dagegen hält.
Immerhin war doch für den jungen Mann ein fester Anhalts
punkt gewonnen, und vor allem stand er bezüglich seines Be
rufswechsels dem Vater gegenüber gerechtfertigt da. Im Juli
des genannten Jahres trat er, der soeben das zweite Viertel-
jahrhundert seines Lebens begonnen hatte, die neue Stelle an;
er wäre der Mann dazu gewesen, etwas aus ihr zu machen.