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auf seinen nicht seltenen Ausflügen nach der Lagunenstadt
häufig besucht oder ob sie zeitweilig ihren Wohnsitz nach Padua
verlegt habe, steht dahin. Jedenfalls war das Liebesverhältnis
beider binnen kurzem eine bekannte Sache. Die Behauptung
freilich, daß die Regierung ihren Staatsdiener deswegen
zur Rechenschaft gezogen habe, konnte durch keinerlei archi-
valischen Beleg bekräftigt werden. Am 13. August 1600
wurde eine Tochter Virginia, am 18. August 1601 eine
zweite Tochter, am 21. August 1606 endlich der Sohn
Vincenzo geboren, wie es scheint, sämtlich in Padua.
Zumal die ältere Tochter hat in Galileis Lebensgeschichte
eine tief eingreifende Rolle gespielt, so daß Favaro im vollen
Rechte war, wenn er ihr, und damit überhaupt den bis da
hin wenig erforschten häuslichen Verhältnissen des Ersteren
eine ausführliche Monographie widmete 52 ). Aus ihr geht
u. a. hervor, daß Galilei, während die Kinder heranwuchsen,
recht oft von schweren Sorgen bedrückt wurde; ein von Fa
varo mitgeteilter Brief des in Deutschland lebenden Bruders
(s. o.) läßt uns in die unerquicklichen Zustände, unter welchen
damals der geniale Mann — freilich auch durch eigene
Schuld — seufzte, einen tiefen Einblick thun. Im übrigen
fließen die Nachrichten über die ersten Jugendjahre der drei
Kinder so spärlich, daß nur wenige sichere Daten sich er
mitteln lassen. Gewiß ist, daß die kleine Virginia schon im
Alter von neun Jahren zu der Großmutter nach Florenz
geschickt ward, und da sich bald herausstellte, daß beide
nicht recht mit einander auskommen konnten, so wurde das
Kind dem Kloster „Della Nuuziatiua" zur Erziehung über
wiesen^). Aus die weiteren Schicksale der Mutter und ihrer
drei Kleinen wird später einzugehen sein.