geißelt, indem er von seinen konservativen Gegnern sagte 280 ):
„Diese Lenke meinen, die Philosophie sei ein Buch wie die
Aeneis oder Odyssee, und die Wahrheit sei nicht in der Welt
oder in der Natur, sondern, um ihre eigenen Worte zu ge
brauchen, in der Vergleichung der Texte zu suchen." Ein
andermal 281 ) gedenkt er eines bei einer Leichenöffnung ge
machten anatomischen Besundes, dem gegenüber ein Anwesender
bemerkt habe, der Augenschein stehe leider in entschiedenem
Widersprüche mit den Angaben des Stagiriten. Damals, als
Galilei noch zu Fußen der Aristoteliker von Pisa saß, gehörte
er selbst noch zu denjenigen, gegen welche er nachmals die
Waffen seines Spottes gerichtet hat, und wir vermögen es
wohl zu begreifen, daß es harte Kämpfe gab, ehe sich sein
Geist aus den Banden der anerzogenen Weltanschauung losriß.
Einen ungleich freieren Flug nahm eben dieser Geist
bereits bei der zweiten ans Galileis Feder geflossenen Schrift,
ivelche allerdings auch zunächst noch zu langem Schlummer
in ihres Verfassers Pulte verdammt sein sollte. Das Studium
des Archimedes führte ihn zur Erwägung der Frage, wie
denn wohl der Syrakusaner die bekannte Aufgabe mit der
Krone des Königs Hieron praktisch zu lösen vermocht habe;
bald glaubte er die richtige Lösung und einen dazu besonders
dienlichen Apparat gefunden zu haben, und die Abhandlung,
welche er darüber schrieb, wurde im Jahre 1586 handschrift
lich unter Freunden und Gesinnungsgenossen verbreitet 282 ).
Instrument und Schrift führen den gemeinsamen Titel „La
Bilancetta“ 283 ). Wir haben es mit einer hydrostatischen
Wage zu thun, mittelst deren man direkt die Dichte eine»
Körpers ermitteln kann; daß der Erfinder auch sein Verfahren
tüchtig angewandt habe, bekundet eine Tabelle zur spezifischen
Gewichtsbestimmung für eine ganze Reihe von Stoffen, vor-
nämlich von Edelsteinen. Aber man findet hier auch die
vielleicht erste Angabe über die Dichte des Meerwassers 284 ).
Bereits von Viviani war darauf hingewiesen worden 285 ),