bene brechende Materien und Einfallswinkel zusammen
stellte, war immerhin einem erheblichen Fortschritte gleich zu
achten. Nicht minder bedeutet einen solchen Keplers Einlei
tung in die physiologische Optik, welche von den anato
mischen Entdeckungen des Felix Pater 138 ) und des Jeßenius
(s. o.) ausgeht.
Wichtiger noch für die Folgezeit wurde die Dioptrik, weil
in ihr die Theorie des Fernrohres, mit dessen Hilfe soeben
Galilei seine großartigen Entdeckungen am gestirnten Himmel,
gemacht hatte, erstmalig entwickelt und damit der Grund zu
den späteren Leistungen der praktischen Optik gelegt wurde.
Der Apparat zur Bestimmung des einen: gegebenen Einfalls
winkels entsprechenden Refraktionswinkels isthier vervollkommnet,
und da bei den Linsen, für die er den Durchgang des Lichtes
zu ermitteln unternimmt, keine großen Öffnungswinkel auf
treten, so sah sich Kepler trotz der Mangelhaftigkeit seines
Brechungsgesetzes dazu befähigt, den Zusammenhang zwischen
Bild- und Brennweite mit ziemlicher Annäherung an die Wirk
lichkeit anzugeben. Auch ist hier zum erstenmale ans die Not
wendigkeit, daß es eine sogenannte Totalreflexion der an eine
Grenzfläche verschieden dichter Medien gelangenden Strahlen
geben müsse, hingewiesen worden 138 ). Das Wesen des Galilei-
schen (oder holländischen) Fernrohres mit seiner Doppellinse
lag nun klar zu tage, und Kepler vermochte sogar rein theoretisch
über dieses erste Stadium der Konstruktion vergrößernder Linsen
kombinationen hinauszugehen, indem er ein Fernrohr mit zwei
Konvexgläsern — das nach ihm als das „Keplersche Fernrohr"
bezeichnete — beschrieb und auch die Zulässigkeit einer noch
größeren Anzahl von Linsen besprach. Ihm kan: es in erster
Linie auf die Näherbringung astronomischer Objekte an, und
darum konnte es ihm nicht als ein Nachteil erscheinen, daß sein
Instrument die Objekte umgekehrt darstellte. Die Verschieden
heit des Auges — Kepler besaß auch ganz zutreffende Ansichten
über Kurz- und Weitsichtigkeit — riet er ganz in der noch jetzt