—-KZ 45 M—
üblichen Weise, nämlich durch Verschiebbarkeit der Rohre, un
schädlich Zu machen uo ).
Wer in die Geistesarbeit, aus welcher die beiden syste
matisch gehaltenen Werke, deren wir eben gedachten, erwachsen
sind, einen tieferen Einblick thun, den großen Forscher Kepler
gewissermaßen in seinem Hausgewande kennen lernen will, der
wird es nicht vermeiden können, seinen umfänglichen Briefwechsel
nach optischen Mitteilungen zu durchsuchen^). Mit Maestlin,
Besold, Brengger, Herwart, Fabricius u. a. werden die mannig-
sachsten Fragen, vorwiegend astronomisch-optischer Natur, er
örtert. Die meiste Beachtung verdienen die wenigen zwischen
Kepler und dem trefflichen englischen Mathematiker Harriot
gewechselten Briefe^), welche für die Vorgeschichte des —
bald nachher fast gleichzeitig von Cartcsius und Snellius unab
hängig aufgesundenen — Refraktionsgesetzes von hoher Bedeu
tung sind, indem dadurch mit der irrigen Voraussetzung auf
geräumt wurde, daß der Brechungsexponent mit dem spezifischen
Gewichte wachsen und abnehmen müsse.
Keplers Beschäftigung mit akustischen Dingen wurde ihm
durch seine astronomischen Bestrebungen nahe gelegt. In der
„Weltharmonie" ging er, wie wir noch sehen werden, darauf
aus, zwischen astronomischen Maßzahlcn Beziehungen auszu-
mitteln, welche auch für den musikalischen Wohlklang Geltung
haben sollten, und in diesem Sinne schrieb er eine vollständige
Theorie der arithmetischen Tonintervalle nieder^). Die Grund
sätze, welche dabei in betracht kommen, sind die gleichen, welche
uns schon aus den musikalischen Schriften des Altertums, aus
Voöthius z. B., bekannt sind, und neu ist nur die gauz ungemein
gründliche Durcharbeitung, welche Kepler den überkommenen
Lehren angedeihen läßt. Keine Geschichte der musikalischen Akustik
wird deshalb die freilich etwas weitläufigen Ausführungen un
beachtet lassen dürfen, da der Autor auch den Anschauungen
der Musikschriststeller und Komponisten, z. B. des älteren Galilei
und des melodieenreichen Orlando di Lasso, Rechnung zu tragen