Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

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MikroftietCrmessungeh. 
abbilden würde, ein farbloses Mittelbild erscheint, welches zu beiden Seiten 
von kleinen Perlen umgeben ist, die mit der Entfernung von der Mitte an 
Färbung und Ausdehnung zunehmen. Das Gitter ist um die Achse des Fernrohrs 
drehbar und der Spaltabstand selbst oder vras auf dasselbe hinauskommt, seine 
Projection auf eine* zur Fernrohrachse senkrechte Ebene kann innerhalb gewisser 
Grenzen geändert werden; bei dem versuchsweise für den Münchener Refiactor 
hergestellten Apparat wurde dies in einfachster Weise durch Neigen der beiden 
durch Scharniere verbundenen Hälften des Gitters gegen die Fernrohrachse erreicht. 
Soll nun z. B. ein Doppelstern gemessen werden, so wird der Apparat zuerst 
um die Fernrohrachse gedreht, bis die von beiden Componenten herrührenden 
parallelen Reihen von Sternbildchen in eine einzige punktirte Linie fallen, was 
der senkrechten Stellung der Spaltrichtung entspricht. Stellt man hierauf einen 
Faden des Mikrometers dieser Linie parallel, so giebt die Ablesung des Positions 
kreises die Richtung oder in Verbindung mit der Richtung der täglichen Bewegung 
den Positionsw'inkel. Um die Distanz zu messen, wird der Spaltabstand oder 
die Neigung der Gitterebenen so lange geändert, bis ein Bild des Begleiters 
genau in der Mitte zweier Bilder des Hauptsterns erscheint. Ist der (projicirte) 
Spaltabstand 8, so folgt die Distanz aus: 
X n 
2 8 sin 1" 
wo n als Ordnungszahl der Beugungsbilder = 1, 2, 3 ... . ist. 
Die nach dieser Methode mittelst des erwähnten Versuchsapparates gemachten 
Messungen zeigen die Genauigkeit, die einem Doppelbildmikrometer eigen zu 
sein pflegt. Dagegen ist es noch nicht ausgemacht, ob nicht durch das ver 
schiedene Aussehen der Beugungsbilder in Färbung und Ausbreitung systematische 
Fehler zu befürchten sind. In jedem Falle erscheint es rathsam, die Anwendung 
des Mikrometers nur auf kleine Distanzen (b s zu wenigen Secunden), bei denen 
die Dispersion noch keinen merklichen Einfluss hat, zu beschränken. Es sei 
noch bemerkt, dass die Breite der Spalte im Verhältniss zum Abstand wegen 
des bestimmenden Einflusses, den sie auf die relative Helligkeit der Beugungs 
bilder hat, richtig gewählt werden muss; nach den Versuchen von Schwarzschild 
würde etwa ein Drittel des Spaltabstandes als beste Spaltbreite gelten. 
V. Verbesserung der Mikrometermessungen für Präcession, Nutation und 
Aberration. 
Während bei der Ortsbestimmung von Planeten und Kometen durchgehends 
die gemessenen Unterschiede zu dem scheinbaren Ort des Vergleichsternes hin 
zugefügt und der dadurch erlangte Ort des Wandelsterns als wahrer Ort für die 
um die Lichtzeit verkleinerte Beobachtungsieit anzusehen ist, bietet sich in 
anderen Fällen häufig die Aufgabe dar, die beobachteten Unterschiede zwischen 
zwei Objecten auf eine mittlere Lage von Ekliptik und Aequator zu beziehen 
und von der Wirkung der Aberration zu befreien. Die hierfür erforderlichen 
Ausdrücke sollen an dieser Stelle kurz abgeleitet werden. 1 
1. Unterschiede in Rectascension und Declination. 
Seien, ausgedrückt in Bogensecunden, Aa' und A8' die beobachteten, Aa 
und A8 die wahren, auf das mittlere Aequinoctium zu Beginn des Beobachtungs 
jahres bezogenen Unterschiede, so ist unter Benutzung der BESSEi.’schen Be 
zeichnungen und abgesehen von der eigenen Bewegung
	        
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