Beleuchtungsvorrichtungeft.
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Statt der zwei getrennten Strahlenbüschel dient bei den grösseren Positionsmikro
metern von Repsold ein einziger von einem Spiegel unter 45° erzeugter Licht
conus, welcher den Verzug einer noch gleichförmigeren Lichtvertheilung hat.
Bei den mittleren und grossen Retractoren der Neuzeit wird die Beleuchtungs
lampe nicht nur zur Sichtbarmachung der Fäden, sondern in sehr sinnreicher
und ökonomischer Weise auch zur Beleuchtung aller derjenigen Theile des Instru
ments, welche während der Beobachtung zeitweise sichtbar sein müssen, als
Positionskreis, Schraubentrommeln, Fokalscale, Kreistheilungen u. s. w. verwendet.
Wir lassen hier im Auszug eine auch ohne Zeichnung verständliche Beschreibung
der Beleuchtungsvorrichtungen am 30zölligen REPSOLD’schen Refractor zu Pul-
kowa folgen, welche von den Künstlern selbst herrührt 1 ); die Einrichtung ist
derjenigen am 18zölligen Refractor in Strassburg ähnlich, aber noch umfassender.
»Hinter dem Positions-Mikrometer trägt das grosse Auszugs-Rohr an seinem
cylindrisch vorgezogenen Kopfe noch ein rechtwinklig abgehendes Rohr, an
dessen Ende die Lampe zur Beleuchtung aller in der Nähe des Oculars sichtbar
zu machenden Theile hängt. Dieses Beleuchtungsrohr trägt zugleich ein elek
trisches Zifferblatt (von Hipp in Neuchâtel), dessen Fläche parallel zum Positions
kreise liegt. Die Lampe hat die Form einer gewöhnlichen cylindrischen Blend
laterne; sie ist mit einer guten Linse versehen, durch welche das Licht, nach
dem es an einem durch die doppeldrehende Aufhängung bedingten Planspiegel
in 90° reflectirt worden ist, auf die grosse plan-convexe Linse am Ende des
Beleuchtungsrohres geworfen wird. Diese Linse lässt die Lichtstrahlen parallel
austreten, welche nun den ganzen Querschnitt des Rohres ausfüllen. Sie werden
in folgender Weise verwandt: der äusserste Reif trifft am anderen Ende des
Beleuchtungsrohres eir.en Glas-Linsenring, durch den seine Strahlen zu einem
hohlen Lichtconus zusammengezogen und nach Reflexion an einem elliptischen
Spiegelring zu einem hinter der Fadenplatte liegenden, in 45° conischen, weissen
Ring gelangen. Das von dem weissen Ring wieder ausgehende Licht bricht
sich an den Fäden und lässt sie weiss erscheinen. Der weisse Ring ist an vier
um 90° von einander liegenden Theilen seines Umkreises unterbrochen; da er
aber mit dem Mikrometer herumgeht und der von der Lampe kommende Licht-
btischel ringsum gleichmässig ist, so ist die Beleuchtung der Fäden unabhängig
von dem Positionswinlcel. Von den vier für die Fadenbeleuchtung nicht be
nutzten Theilen des Lichtbüschels werden zwei (durch zwei Prismen in 180°
Abstand) für die Beleuchtung der zwei Mikroskope des Positionskreises und ein
dritter Theil des Lichtbüschels znr Beleuchtung der beiden Schraubentrommeln
für ganze Umgänge und Hunderttheile ausgenutzt. Dienen so die äussersten
Strahlen des Lichtcylinders zur Fadenbeleuchtung, so werden die mittelsten
Strahlen für die Feldbeleuchtung benutzt, während das noch dazwischen übrig
bleibende Licht für die Kreise etc. verwendbar ist. Die mittelsten Strahlen
treten ungebrochen durch den Linsenring, durchkreuzen den Strahlenkegel des
Fernrohrs und treffen jenseits desselben auf einen Planspiegel in 45°, welcher
sie auf einen anderen, in der Fernrohrtrommel angebrachten Spiegel hinwirft,
von dort gelangen sie unter sehr spitzem Winkel zur optischen Achse ins Ocular.
Für diese beiden Beleuchtungen ist eine gemeinschaftliche Dämpfungs-Vorrichtung
in der Nähe des Linsenringes angebracht. Sie besteht aus sechs Blechschirmen,
welche in der Fläche des Linsenringes liegen und sich durch eine davor drehende
Scheibe mit spiralförmigen Einschnitten je an einem Führungsstift radial ver-
x ) Zum 50jährigen Bestehen der Nicolai-Hauptsternwarte. Petersburg 1889 .