Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

Mikrometer und Mikrometermessungen. 
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ist, sondern es scheint auch, dass die Auffassungsweise bei Benutzung dunkler 
Fäden eine gleichförmigere ist, als bei hellen Fäden 1 ). Uebrigens lässt sich die 
Sichtbarkeit schwächerer Sterne in hellem Feld durch Contrastwirkung erhöhen, 
indem man dem zur Beleuchtung des Feldes dienenden Licht durch Einschaltung 
eines farbigen Glases einen rothen Ton verleiht. Die Wirkung ist, abgesehen 
von den Sternen, welche selbst überwiegend rotnes Licht enthalten, überraschend, 
da bei Auswahl der richtigen Niiance beinahe eine ganze Grössenklasse ge 
wonnen wird. Dasselbe Mittel wird zuweilen auch bei der Beleuchtung der 
Fäden angewandt; indessen ist hierbei grosse Vorsicht geboten, da, wenn die 
Einstellungen nicht in der Mitte des Gesichtsfeldes erfolgen, eine ungenügende 
Achromasie des Oculars oder des Auges merkliche Fehler erzeugen kann 2 ). 
Die Fehler des Instruments und der Aufstellung. 
Die Beobachtungen mittelst des Faden-(Positions-)Mikrometers und ihre Be 
rechnung werden merklich erleichtert, wenn die Fehler des parallaktisch mon- 
tirten Instruments gewisse Grenzen nicht übersteigen. Es sind hierbei zwei 
Arten von Fehlern zu unterscheiden, einmal diejenigen, welche von der nicht ge 
nauen Aufstellung des Instrumentes herriihren, und zweitens die Fehler, welche 
dem Instrument als solchem anhaften; erstere lassen sich in allen Fällen 
corrigiren, letztere können entweder auch weggeschafft werden oder sie sind 
vom Künstler von vornherein auf einen Betrag reducirt, der entweder ganz ver 
nachlässigt werden kann oder wenigstens als eine kleine Grösse betrachtet 
werden darf, dessen höhere Potenzen übergangen werden können. Es wird 
nützlich sein, hier die hauptsächlich in Betracht kommenden Formeln zusammen 
zustellen und das Verfahren kurz zu erläutern, welches zur Bestimmung der 
Instrumental- und Aufstellungsfehler dient. 
Die Bezifferung der Kreise werde so angenommen, dass, wenn das Fernrohr 
im Meridian und nach dem Aequator gerichtet ist, bei Declinationsachse (Kreis 
ende) voraufgehend die Ablesung beider Kreise nahe 0 zeigt und die Angaben 
des Stundenkreises mit dem Stundenwinkel, des Declinationskreises mit der 
Declination wachsen. Ferner seien 
x und y die Coordinaten des Poles der Stundenachse in Bezug auf den 
Weltpol, x in der Richtung des Meridians und positiv nach Süden, y senkrecht 
zum Meridian und positiv nach Westen gezählt, 
90 — i der Winkel zwischen der Stundenachse und der Declinationsachse, 
erstere positiv nach Norden, letztere positiv nach dem Kreisende zu gerechnet, 
90 — k der Winkel zwischen der Declinationsachse und der positiv nach 
dem Objectiv zu gerechneten optischen Achse 
a der Coefficient der Biegung der Declinationsachse, positiv, wenn ihr Pol 
durch die Biegung dem Zenit genähert wird, 
b der Coefficient der Biegung des Rohres, positiv, wenn das Ocularende 
sich stärker durchbiegt, 
T und D die Ablesungen von Stunden- und Declinationskreis bei A. v. (I) 
V und D ' „ „ „ „ „ „ „ A. f. (II) 
Y und c die Indexfehler „ „ „ „ 
t und d der Stundenwinkel und die Declination eines Objectes zur Zeit der 
Einstellung — dann ist, wenn i' = i -\- a sin 9 (9 = Polhöhe) gesetzt wird und 
') H. Struve, Beobachtungen des Neptunstrabanten am 30 zölligen Pulkowaer Refractor 1894 . 
2 ) S. Newcomb, The Uranian and Neptunian Systems. Washington Observations 1873 . App. L 
Becker, Mikrometer und Mikrometermessungen. 6
	        
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