Full text: Reformation des Himmels

Dich überall im Himmel zu zeigen. Denn Du hast ja 
an und für Dich selbst schon solchen Einfluss, dass Du. 
Dir alle Plätze eröffnen kannst, selbst diejenigen, die dem 
Zeus selber samt allen anderen Göttern verschlossen sind. 
Und ich will hierüber keine Worte mehr verlieren, da 
wir Dir samt und sonders genügend verbunden sind. Du 
kannst alle Pforten aufschliessen. Dir stehen alle Wege 
offen, und Du kannst über alle Wohnsitze verfügen und 
Tagen zu grosser Berühmtheit gelangt, weil er die erste Stufe erstiegen 
hat. auf welche der Mensch unter Verzicht auf die voreiligen Schwingen 
der Phantastik, mit wissenschaftlich exakter Forscherarbeit in der 
astronomischen Verwertung dieses Grundgedankens gelangen musste; er 
hat bekanntlich den Einfluss der Stellung des Mondes und der Sonne 
auf irdische Verhältnisse in scharfsinnigster Weise klargestellt und daraufhin 
Prognosen über Witterungsverhältnisse , Erdbeben und selbst Gruben 
explosionen vorausberechnet, deren pünktliche Bestätigung ihm jedesmal 
einen wissenschaftlichen Triumph bereitet, um den ihn mancher kaiserliche 
Triumphator beneiden dürfte. Über die voreilige und unwissen 
schaftliche Art, solch'wahre Grundgedanken zur Mystifizierung zu 
missbrauchen, lässt sich aber nichts trefflicheres lesen, als Lichtenbergs 
Satire über Physiognomik, cf. Lichtenbergs Werke I. p. 222. 223. „Niemand 
wird leugnen, dass in einer Welt, in welcher sich alles durch Ursache und 
Wirkung verwandt ist. und wo nichts durch Wunderwerke geschieht, jeder 
Teil ein Spiegel des Ganzen ist. Wenn eine Erbse in die mittelländische 
See geschossen wird, so könnte ein schärferes Auge, als das uns’rige, 
aber noch unendlich stumpfer, als das Auge dessen, der alles sieht, die 
Wirkung davon auf der chinesischen Küste verspüren. Und w r as ist ein 
Lichtteilchen, das auf die Netzhaut des Auges stösst. verglichen mit der 
Masse des Gestirns und seiner Äste, anders?“ (Nun treffen von allen 
sichtbaren Gestirnen Lichtschwingungen auf unsere Erde!) 
„Dieses setzt uns oft in den Stand, aus dem Nahen auf das Ferne 
zu schliessen, aus dem Sichtbaren auf das Unsichtbare, aus dem Gegen 
wärtigen auf das Vergangene und Zukünftige. So erzählen die Schnitte 
auf dem Boden eines zinnernen Tellers die Geschichte aller Mahlzeiten, 
denen er beigewohnt hat, und ebenso enthält die Form jedes Landstrichs, 
die Gestalt seiner Sandhügel und Felsen, mit natürlicher Schrift die 
Geschichte der Erde, ja jeder abgerundete Kiesel, den das Weltmeer 
auswirft, würde sie einer Seele erzählen, die so an ihn gekettet würde, 
wie die uns'rige an unser Gehirn. Auch lag vermutlich das 
Schicksal Roms in dem Eingeweide des geschlachteten 
Tieres, aber der Betrüger, der es darin zu lesen vorgab, 
sah es nicht darin.“ 
Einen wissenschaftlichen Versuch, den Einfluss der Gestirne 
auf die Menschenseele zu kontrolieren, macht ferner der scharfsinnige 
Physiologe und Psychiatriker Professor Lombroso zu Turin, „Pensiero 
e meteore. Milano 1878“, ferner „Genie und Irrsinn“, übersetzt 
bei Reclam 1887. 
Dagegen konnte freilich, als vorstehende Anmerkung im Jahre 1887 
soweit niedergeschrieben wurde. Übersetzer noch nicht ahnen, dass ein 
Jahr später der astrologische Aberglaube mit seiner arroganten 
Spekulation auf den allerdicksten Köhlerglauben unter Vorschub einer
	        
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