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Full text

Title
Reformation des Himmels
Author
Bruno, Giordano

192
wirken, dass Du Dich da nicht in verwegene Wagnis
einlässest, wo man fürchten soll, indem gerade der
Dümmste und Wahnwitzige Dinge nicht fürchtet, die
einer umsomehr fürchten muss, je klüger und weiser er
ist. Da jedoch, wo es sich handelt um Ehre und Gemein
wohl, um Würde und Vervollkommnung des eigenen
Wesens, um Sorge für göttliches und natürliches Recht,
da wird sie wirken, dass der Schrecken des Todes Dich
nicht berührt, dass Du bereit und gerüstet bist, wo
andere stumpf und flau sind, dass Du bereitwilligst
leistest, was andere missmutig und zagend thun, und dass
Du für wenig oder nichts rechnest, was andere für sehr
viel oder für ausreichend achten. Steure Deinen schlechten
Begleiterinnen sowol derjenigen, die zu Deiner Rechten
schreitet mit ihren Mägden, der Tollkühnheit, Verwegenheit,
Anmassung, Dreistigkeit, Wut und Selbstüberhebung, als
jener, welche sich zu Deiner Linken hält mit der Geistes
armut, Niedergeschlagenheit, Furcht, Feigheit, Kleinmütig
keit, Angst und Verzweiflung. Führe Deine tugendhaften
Töchter vor, die Beharrlichkeit, den Eifer, die Geduld,
die Grossherzigkeit, den Langmut, die Schneidigkeit,
Munterkeit, den Fleiss mit dem Katalogus der Dinge,
die mit Vorsicht oder mit Ausdauer oder mit Flucht oder
mit Geduld zu behandeln sind, und in welchem sowol
die Sachen verzeichnet stehen, welche der Tapfere nicht
fürchten darf, d. h. solche, welche uns nicht schlechter
machen können, als z. B. Hunger, Blösse, Durst, Schmerz,
Armut, Einsamkeit, Verfolgung und Tod, als auch andere,
welche, weil sie uns schlechter machen, mit aller Scheu
geflohen werden müssen, wie die krasse Unwissenheit, die
Ungerechtigkeit, die Treulosigkeit, die Falschheit, die
Habsucht und ähnliche. Wenn Du Dich so mässigst und
nicht abweichst weder zur Rechten noch zur Linken
Frage aber, nach welchem Massstabe diese Mitte zu suchen sei, ist der
jedesmaligen konkreten Einsicht in die Verhältnisse zu überlassen und in
abstracto nicht zu entscheiden. Daher keine Tugend ohne Einsicht, obwol
obwol die Tugend als eine praktische Bestimmung des Willens noch nicht
mit der blossen Einsicht gegeben ist.