Full text: Reformation des Himmels

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bist, an wen, dem sie am besten passt und der sie ver 
dient hat, und nicht zu lange umherlaufen möchtest, um 
ihn zu suchen: — so gelb nur nach Neapel, auf den 
Olmo-Platz oder nach Venedig, auf den S. Marco-Platz, 
um die Vesperzeit. Denn dann erscheinen auf diesen 
beiden Plätzen die Koryphäen aus der Zunft jener Sänger, 
die auf die Bank steigen, und dann wird Dir bald der 
beste auffallen, dem sie jure meriti zukommt.“ Merkur 
fragte: „Warum denn nicht liebei; einem von einer anderen 
Sorte, als selbst dem besten von dieser?“ und Momus 
erwiderte: „In unserer Zeit ist die Leyer zum Haupt 
instrument der Charlatane und Marktschreier herab 
gesunken, die sich ihrer bedienen, um Lärm und Reklame 
zu machen, 1 ) damit sie ihre Pillen und Kräuter besser 
absetzen können, wie denn auch die Fiedel ein Instrument 
für blinde Bettler geworden ist.“ Merkur fragte: „Steht 
es in meiner Wahl, mit ihr zu machen, was mir beliebt?“ — 
„Allerdings“, sagte Zeus, „nur lass sie jetzt nicht länger 
im Himmel stehen! Und ich bestimme, wenn es auch 
Euch anderen im Rate so gefällt, dass an Stelle dieser 
TOMiäv re oi avroi LiaXtOra Kai irsol ojv emyeiorjöOjUev, 
¿nXo/igeodae ö roig äXXoig daadia uev Dgäöog, XoyiOjuög de 
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oi rä re öeivä uai fjöea oacpeörara yiyvdjöuovreg uai öcä ravra 
jurj äjioxQejtö/jLevoi eu rcov ulvövvojv. 
„Wir beurteilen und würdigen die Angelegenheiten richtig und erachten 
nicht das für eine Verkehrtheit, Überlegungen den Handlungen vorausgehen 
zu lassen, sondern unvorbereitet durch Überlegung sich an’s Werk zu 
machen. Und gerade darin finden wir unseren Vorzug, gleichermassen 
kühn zu unternehmen und besonnen vorauszudenken, indess für die anderen 
der Mut aus dem Unverstand, aus dem Verständnis aber die Furchtsamkeit 
erwächst. Für wahrhaft wackeren Sinnes sind aber nur die zu erachten, 
welche beides, Gefahr und Wohlleben, genau kennen und sich dennoch 
nicht vor den Gefahren ducken.“ *) 
*) Zu Bruno’s Zeit nach dem Tode Tasso’s und Ariost’s stand es 
um die schöne Literatur Italiens wie zu unserer um die Deutschlands; 
statt weniger grosser Dichter gab es unzählige kleine Dichterlinge, und die 
Reklame und Sensationsmacherei, gezeitigt von der Sucht nach schnell 
welkendem Lorbeer, überschrie die wenigen Sänger von Gottes Gnaden; 
Hyppolit von Medici allein soll einen Schwarm von hundert Dichtern er 
halten haben. „Wir haben mehr Dichter,“ sagt Zerbi (Lett. di Diversi, Vened. 
(1564 III. 90.) „als Sand am Meer, und der ganze Parnass könnte leicht mit 
ihnen überdeckt werden.“ cf. L. Frith, „Life of Giordano Bruno“, p. 29.
	        
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