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seiner Lyra mit den neun Saiten die grosse Mutter
Mnemosyne mit ihren Töchtern, den neun Musen, Platz
nehmen soll!“ Da nickten alle Götter mit dem Kopf
zum Zeichen der Zustimmung, und die zu diesem Range
erhobene Muse erstattete mit ihren neun Töchtern ihre
Danksagung. Die Arithmetik, ihre Erstgeborene, sagte,
sie danke sovielmal, als es Einheiten und Variationen
■von Zahlen gehe und noch viel tausendmal mehr, als
man ihre Summen im Geiste zu addieren vermöge. Die
Geometrie: mehr, als man Figuren und Formen
beschreiben könne, und mehr, als sich jemals aus der
phantastischen Auflösung des Continuum Atome ergeben
würden. Die Musik: mehr Dank, als die schöpferische
Phantasie jemals Melodieen und Symfonieen komponieren
könne. Die Logik: mehr, als ihre Grammatiker an
Absurditäten, ihre Rhetoriker an falschen Überredungs
künsten und die Dialektiker an Sophismen und Trug
schlüssen ersinnen können. Die Poesie: vielmals mehr
als die vielen Yersfüsse, mit denen die Poeten ihre Fabeln
laufen lassen in all den vielen Erzeugnissen, die sie schon
geliefert hätten oder noch liefern würden. Die Astrologie:
mehr, als es Sterne gebe in des unermesslichen Raumes
ätherischen Regionen. Die Physik sagte sovielmal
Dank, als es nächste und erste Prinzipien und Elemente
im Schosse der Natur gebe. Die Metaphysik: mehr,
als Arten von Ideen und Zwecken und Wirksamkeiten
über den natürlichen Wirkungen schweben, sowohl der
Wirklichkeit nach, die in den Dingen ist, als auch der
begrifflichen Vorstellung nach. Die Ethik: sovielmal,
als verschiedene Sitten, Gebräuche, Satzungen, Rechts
begriffe und Vergehen auf dieser und auf den anderen
Welten des Universums möglich sind. Die Mutter
Mnemosyne sprach: Sovielmals sage ich Euch Dank, Ihr
Götter, als es verschiedene besondere Gegenstände geben
kann, sowol der Erkenntnis wie der Unkenntnis. Und
inzwischen befahl Zeus seiner erstgeborenen Tochter
Minerva, sie solle ihm ein Kästchen holen, das unter dem
Kopfkissen seines Bettes läge. Aus demselben nahm er
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